Die Kaderplanung von Hertha BSC für die kommende Spielzeit ist bereits sehr weit gediehen. Bevor aber die letzten wesentlichen Nachrichten zu kommentieren sind, will ich noch einmal einen Blick zurück werfen, auf die Situation vor einem Jahr, als der Abstieg feststand und viele Spieler vor einer schwierigen Entscheidung standen - bei Hertha bleiben oder sich in Sicherheit bringen? Wie mein kleiner Überblick zeigt, hat sich die zweite Option keineswegs für alle als die bessere erwiesen.
Lukasz Piszczek: Zog eindeutig das beste Los, und wer würde es ihm nicht gönnen? 2666 Einsatzminuten in der Meistersaison des BVB, sieben Assists, rückblickend muss er sich noch einmal kräftig bei Lucien Favre bedanken, der auf die Idee kam, den Dynamiker als Außenverteidiger aufzustellen. Wird von den Medien gelegentlich als Füllmaterial in der Klopp-Mannschaft abgetan, entspricht aber sehr genau dem Dortmunder Typus 1b (wie Schmelzer, Bender oder Großkreutz); dass es zu den Leistungsträgern 1a wie Götze oder Sahin einen Abstand gibt, tut der Sache keinen Abbruch.
Steve von Bergen: Hat beim AC Cesena, der in die Serie A aufgestiegen war, 36 Ligaspiele bestritten (kein Tor, zwei Ausschlüsse), und dabei gut dazu beigetragen, dass der Klassenerhalt geschafft wurde. Hatte in der Nati das Pech, dass Johan Djourou eine starke Saison gespielt hat, an den er seinen Stammplatz verlor. Insgesamt aber kein Karriereknick.
Jaroslav Drobny: Ging zum HSV, wo er nach einem schwierigen Jahr nun wohl doch noch Stammkeeper werden wird. Blieb gegen Rost zweiter Sieger im Kampf um einen Stammplatz, verhielt sich professionell und wird im neuen Jahr hinter dem Ausgedinge des Chelsea FC zu Werke gehen.
Arne Friedrich: Sein Abschied von Herta begann im Grunde vor zwei Jahren, als Coach Favre ihn im Saisonfinale auf der Bank ließ. Spielte nach dem Abstieg eine gute WM, wechselte zum VfL Wolfsburg und handelte sich dessen schlechtes Karma ein (oder war es das von DHoeneß?). Hinrunde verletzt, Rückrunde dürftig, alles kein Spaß. Fängt in fortgeschrittenem Alter noch einmal von vorne an. Stammplatz bei J-Löw noch halbwegs sicher.
Maximilian Nicu: Brachte sein immer wieder angedeutetes Talent auch beim Talenteschuppen des FC Freiburg nicht wirklich zur Geltung, brachte es aber immerhin auf 23 Spiele (5 Assists) und wird vermutlich in der Kategorie "begabter Mitläufer" noch ein paar Ligajahre haben. Ich bin fest davon überzeugt, dass er mehr könnte, wenn er mehr wollte.
Gojko Kacar: Hatte beim HSV ein schwieriges Jahr (schwieriger Club auch). Verletzungen, Positionswechsel, generelles Hin und Her. 23 Spiele, zwei Tore, ein (wichtiges, spielwendendes) Eigentor, ein Assist. Sollte bei Oenning eigentlich Chancen haben, sich zu einem Stamm- und Führungsspieler zu entwickeln.
Cicero: War nominell kein Angang, weil Hertha eine Option einfach nicht ziehen konnte. Ging zum VfL Wolfsburg, fand dort nie wirklich in die erste Mannschaft, weil es eine solche nicht gab. 21 Spiele, ein Tor, ein Asisst, eine Saison zum Vergessen.
Rasmus Bengtsson: Ging zum holländischen Spitzenclub Twente Enschede, blieb dort aber auf sporadische Einsätze beschränkt. Wir werden wohl nie wissen, ob er besser geworden wäre als Mijatovic oder gar Maik Franz.
Marc Stein: Ging zum FSV Frankfurt, verschwand in der Versenkung.
Amine Chermiti: Seinen Abgang fanden viele Fans schmerzlich, ich hätte auch gern mehr von ihm gesehen. Landete in Zürich, beim FC, wo er in 17 Spielen neun Tore schoss. Würde ihn gern gelegentlich beobachten, aber wo kann man denn die Axpo Super League in ordentlicher Präsentation sehen?
Nicht näher eingehen kann ich hier auf Christopher Gäng (RB Leipzig, wo der Bullendurchmarsch sich als hindernisreich erweist), Artur Wichniarek (Lech Posen), Lúcio (zurück nach Brasilien, eine harte, sportlich aber leider unumgängliche Entscheidung), Lima (der in Wahrheit schon lang weg war), Rodnei (der auch schon ein Jahr zuvor an den FCK ausgeliehen worden war), und den Pechvogel Florian Kringe, von dem ich gerade nicht weiß, ob er an den Meisterfeiern des BVB teilgenommen hat (Leistungsdaten: zwei Spiele in der Regionalliga West).
Bedauerlich finde ich den Abgang von Shervin Radjabali-Fardi, der aber mit dem Abstieg nichts zu tun hatte; zur generellen Problematik des Nachrückens der Jugendspieler demnächst mehr.
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