Samstag, Juni 25, 2011

Eisenfuß

Pünktlich zur Zusammenkunft der Mannschaft anlässlich des heutigen Trainingsbeginns für die Saison 2011/2012 wurde nun auch noch der Transfer von Maik Franz besiegelt. Der Verteidiger verlässt die Frankfurter Eintracht und wechselt zu Hertha BSC. Den hiesigen Fans wird er wohl auch durch die Tatsache besser bekömmlich, dass er einmal beim KSC gespielt hat, viele haben aber trotzdem Probleme mit seinem Image als "Iron Mike".

Zur Bewertung des Transfers sind also mehrere Faktoren zu unterscheiden: unmittelbare Kaderplanung, Image-Aspekte, Teamperspektive. Eindeutig verhält es sich so, dass BP für die Defensive noch Personalbedarf hatten. Sie haben in allen Aussagen treu zu Mijatovic gestanden, aber sie werden doch wissen, dass der Routinier und sein Lehrling Neumann nicht ausreichen für die erste Liga. Vor diesem Hintergrund ist Franz eine plausible Wahl: Er war ablösefrei, sein Gehalt ist auch im Rahmen, er gilt als sozial kompetent, und notfalls kann er auch auf der rechten Außenposition spielen. Mir fällt kein anderer Spieler ein, der dies so ähnlich erfüllt und der so leicht zu integrieren sein dürfte wie Franz.

Was nun sein Image anlangt, so könnte Hertha für ihn eine Chance sein, daran noch einmal ein wenig zu arbeiten. Ich finde, die Betreuer bei Hertha sollten ihm das auch so darlegen: Franz könnte hier in seine "reife" Phase eintreten, in einer Mannschaft, die hoffentlich insgesamt ein produktives und kein zerstörerisches Ethos an den Tag legen sollte. Ob er dazu die technischen Fähigkeiten und die Spielintelligenz hat, kann ich nicht beurteilen, dazu habe ich ihn zu selten gesehen.

Das bringt uns zum dritten Punkt, zu den Perspektiven. Franz wird in zwei Monaten 30 Jahre alt, er hat einen Dreijahresvertrag unterschrieben, seine Aufgabe wird in erster Linie sein, Hertha in der ersten Liga zur Konsolidierung zu verhelfen. Sein Transfer ist ganz und gar den augenblicklichen Umständen geschuldet, zu einer Vision vermag er nichts beizutragen.

Und so bleibt die Viererkette das Element bei Hertha, bei der demnächst am meisten zu tun sein wird. Gehen wir einmal von dieser Konstellation aus (erste Wahl mit Understudy): Ronny (Schulz) - Franz (Neumann) - Hubnik (Mijatovic) - Lell (?). Dann sehen wir, dass da eine ganze Reihe von Unwägbarkeiten enthalten sind.

Wird Ronny auf längere Dauer die taktischen Anforderungen dieser Position erfüllen können? (Kobiashvili sehe ich eher in einer Dardai-Situation, keinesfalls mehr als reguläre Kraft; Schulz ist für mich eindeutig ein "Winger".) Kann Mijatovic in der ersten Liga reüssieren? (Ich bin sehr skeptisch.) Wozu ist Lell in der Lage? (Ich bin sehr skeptisch.) Idealerweise bräuchte Hertha noch einen beidseitig einsetzbaren, produktiven Außenverteidiger - mal sehen, was der Transfersommer noch hergibt.

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