Freitag, Juni 25, 2010

Auslese (ich bin schon lull und lall)

Das direkte Duell der Brüder Boateng hat es am Mittwochabend überraschend doch gegeben, es blieb aber weitgehend gesittet, es gab keine Toten, keine Verwundeten, weder musste der brave Jerome seinen in Gummistiefeln auflaufenden und mit drei an einem Tag gekauften (!) Autos vorgefahren gekommenen Bruder "umsäbeln", noch grätschte der Wedding Prince seinen Bruder oder einen anderen deutschen Spitzenspieler aus dem Turnier.

KPB war sogar richtig gut, am Ende waren alle glücklich, denn sowohl Deutschland als auch Ghana sind im Achtelfinale. Arne Friedrich wird allgemein als einer der besten Deutschen gehandelt, er strahlte tatsächlich eine gute Autorität aus auf dem Platz, und die Berliner Buntzeitungen rechnen täglich seinen Transferwert in die Höhe (Michael Preetz wird die Option ziehen, die es erlaubt, den Ex-Kapitän über Ende Juni hinaus zu binden und dann Ablöse für ihn zu bekommen).

Die Hertha gab indes genau zum richtigen Zeitpunkt, als nämlich alle vom Nationalteam sprachen, die nächste Verpflichtung für die neue Saison bekannt: Christian Lell wechselt ablösefrei vom FCB nach Berlin, für ein Jahr plus zwei weitere bei Wiederaufstieg. Diese besondere Option dürfte der Spieler verlangt haben, der sich nicht auf längere Sicht binden wollte, wenn das für ihn die zweite Liga über 2011 hinaus bedeutet hätte - immerhin haben wir es hier mit einem Mann zu tun, der noch im April 2008 mit dem AC Milan in Verbindung gebracht wurde, wenngleich nur von einem deutschen Onlineportal, das ich aus Prinzip noch nie angeklickt habe.

Die Personalie Lell ist so vertrackt wie die Situation der Hertha. Er hat bei Bayern eindeutig seine Grenzen aufgezeigt bekommen (und damit meine ich nicht das Auswärtsspiel in Barcelona), für die zweite Liga ist er aber wohl wirklich ein akzeptabler Mann. Der FC Nürnberg hat gezeigt, dass man mit ausgemusterten FCB-Profis was hermachen kann, warum sollte das also Markus Babbel nicht gelingen?

Allerdings erinnert Lell uns noch einmal deutlich daran, dass mit der letzten Saison die Modernisierung der Hertha abrupt gestoppt wurde - das große, endlose Projekt, zumindest ein bisschen zum internationalen Knowhow des Fußballs aufzuschließen, muss nun den Anforderungen des Tages (der zweiten Liga) geopfert werden, denn für diese Anforderungen braucht es "gestandene" Spieler, und vielleicht ist Lell ja tatsächlich einer. Ganz eindeutig werden BP bei ihm eher an Autorität und Nimbus gedacht haben als an Intelligenz und Technik.

Er wird auf einer Position spielen, für die Hertha in all den Jahren kaum einmal mehr als nur improvisierte Lösungen aufbieten konnte (nach Friedrich waren das Chahed, Stein, Piszczek), und auf die auch jetzt aus dem Nachwuchs niemand so richtig drängt. Lell ist also wieder einmal ein Platzhalter, ein Mann für eine Saison, in der es nicht um Perspektive geht (die sehe ich bei ihm nicht wirklich), sondern ums Überleben. Man kann es auch so sagen: Hertha kauft ein bisschen Bayern-"Gen", zu einer Zeit, da der FCB selbst gerade auf soziale Intelligenz umstellt.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bayern-Gen? Ist Lell nicht der Mann, der seine Freundin schlug und den nur Bayerns Verbindungen davor bewahrten, härter verknackt zu werden? Mal ganz abgesehen davon, dass er ein höchst mediokrer Rechtsverteidiger und in seinem ganzen Auftreten ein großer Unsympath vor dem Herrn ist. Gruß von Valdano

marxelinho hat gesagt…

tja, da hätten wir dann eine schöne rechte deliquentenseite mit lell und ebert. valdano hat recht, über lell kann man sich nicht wirklich freuen, und das mit dem bayern-gen war ja nicht ernst gemeint, sondern mit der zunge in der wange wie mit der faust in der tasche