Ich habe hier ein schweres Amt (und schwerer noch, weil es ein Amt ohne Mandat ist, so ist das nun einmal bei uns Bloggern): Frankreich, Deutschland, England, drei Großmächte des Fußballs, sind bei der WM zum ersten Mal so richtig aus der Spur gekommen. Ich aber muss über einen kanadischen Stoßstürmer schreiben, den die Hertha für die zweite deutsche Liga einkauft: Rob Friend kommt von Borussia Mönchengladbach nach Berlin. Bisher durften sich die Fans durch die Personalpolitik von Preetz und Babbel ja fühlen wie im Exil, das war alles erste Liga im falschen Film. Mit Friend aber werden wir auf die harte Realität zurückgeholt: Ein Spieler, der sich für die Bundesliga als untauglich erwiesen hat, soll nun dem Offensivspiel der Hertha ein Zentrum geben. Und er bekommt sogar einen Dreijahresvertrag und eine Stammplatzgarantie.
Mit Friend zielen BP (Babbel und Preetz) offensichtlich auf sture Abwehrlinien minderer technischer Qualität, wie sie in der zweiten Liga zu erwarten sind. Friend soll das Prinzip Kurz- und Doppelpass, das die Favrianer in Berlin ja noch nicht vollständig vergessen haben, endgültig beenden, stattdessen soll es nun Flanken hageln (die müssen dann aber auch ordentlich trainiert werden).
Schon seit Tagen schreiben die Berliner Blätter ergebenst nach, dass Babbel mit einem 4-2-3-1 spielen lassen möchte, in diesem System wäre Friend die 1. Wo wäre dann aber Ramos? Für ihn bliebe einer der Flügel, da Raffael ja hinter Friend zentral spielen soll. Aus der Rückrunde 2010 wissen wir, dass das nicht die stärkste Position von Ramos ist (seine Hereingaben spielt er am liebsten kurz und flach, Friend aber will sie hoch). Er ist besser, wenn er der letzte Mann vor der gegnerischen Defensive ist, mit Friend bekommt Ramos neuerlich einen Gekas vor die Nase gestellt - die Zeichen deuten aber ohnehin darauf hin, dass Preetz ihn verkaufen wird.
Für Domovchyiski ergibt sich die ohnehin schon geläufige Situation: er wird auf Einsätze als Joker warten müssen (ich bin nach wie vor der Meinung, dass man sich mit ihm intensiver beschäftigen sollte, schon im Training, wo er oft isoliert wirkt).
Durch die Vertragsverlängerung von Raffael hat Hertha im kommenden Jahr im Prinzip eine Konstellation wie Deutschland 2010: Sie wird ein 4-4-2 als 4-2-3-1 spielen, bei dem Raffael unser Özil ist (und Friend unser Klose). Zwei Faktoren müssen dabei bedacht werden: Von den zwei defensiven Mittelfeldspielern muss einer in der Lage sein, ganz vorne aufzutauchen und Tore zu machen. Das spricht gegen die Paarung Dardai und Lustenberger und erfordert eigentlich einen Khedira-Typ neben Lustenberger (deswegen mein Vorschlag, da Nicu einmal auszuprobieren).
Die Flügel müssen variabel bespielt werden, der Sinn kann nicht sein, immer nur Grundlinie-Flanke zu versuchen, sondern es braucht intelligente, flexible, selber torgefährliche Außenspieler in Kombination mit starken Fullbacks. Da haben wir auch wieder die Hertha-Probleme seit Jahr und Tag, nur eine Etage tiefer. Unter mühsam verhaltenem Protest füge ich mich in die Realitäten der zweiten Liga: Hallo, Friend; adios, Ramos!
1 Kommentar:
Super interessanter Post!
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