In weniger als drei Stunden beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft, ich werde vor der Kiste dabei sein. Nach Südafrika zu fahren kam nie so richtig in Frage, in vier Jahren in Brasilien könnte das anders sein. Ich werde mir, soweit es geht, alle Spiele ansehen, soweit ich bisher sehen kann, muss ich nur fünf oder sechs auslassen. Ich werde die WM-Seiten der FAZ und der SZ lesen, sowie den Guardian und den Independent.
Für die Übertragungen wünsche ich mir den Standard, den ich von der Premier League schätze, leider muss ich ohne die englischen Kommentatoren auskommen. Der Filmemacher Dominik Graf hat letzten Samstag in der SZ die Inszenierung des Spiels im Fernsehen beklagt (im Netz gibt es nur eine Kurzfassung des Gesprächs), ganz ernst kann er das mit den sechs Kameras aber nicht meinen.
Für mich ist die Grenze dort erreicht, wo heute manchmal Drohnenkameras, die auf Seilen direkt über den Spielfeld unterwegs sind, eine Dynamisierung des Spiels erzeugen, die mit diesem selbst nichts mehr zu tun hat, sondern es vielmehr unkenntlich macht. Das kostet zum Glück eine Menge Geld und verdirbt deswegen nur ab und zu Spitzenspiele. Davon abgesehen kann ich von einem Spiel im Fernsehen kaum genug bekommen, fast alles, was die Kameras aufnehmen, finde ich interessant, ich würde am liebsten nach dem Schlusspfiff immer noch lange auf Sendung bleiben und Details und Stimmung mitkriegen.
Peter Körte hat in einem Text für die FAS herausgearbeitet, wo die Fußball-Übertragung an das "große Kino" angrenzt - dort, wo die erzählerische Klimax, die Großaufnahme des Spielers, das bedeutsame Detail zusammenkommen und den Spielfluss transzendieren - bei einem Tor, einem Foul, einer Eingebung, einem Trick. In zweieinhalb Stunden beginnt Südafrika gegen Mexiko, ich wünsche mir zwei Tore von Carlos Vela und drei von den Gastgebern.
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