Sonntag, März 22, 2009

Saisonziele

Lucien Favre hat neulich eine Nacht über die Entscheidung geschlafen, Patrick Ebert zu suspendieren. Und so ist es auch nach einer Niederlage wie gestern in Stuttgart. Man schläft darüber. Dann ist manches klarer. Mir zum Beispiel, dass ich nicht glücklich wäre, wenn Hertha weiterhin auf die Meisterschaft aspirieren würde, ohne gegen einen Gegner wie Stuttgart länger als zehn Minuten das Spiel machen zu können. Bisher ist das Team weit damit gekommen, sich über Wert zu verkaufen, indem es sich im Spiel unter Wert verhielt.

Hertha verzichtet auf Ballbesitz und versucht, die geringeren Spielanteile zu optimieren. Das geht nur mit hoher Passsicherheit und klugem Laufen, vieles davon haben wir gestern gesehen, auch, dass darunter das Tempo der Vorstöße leidet. An Nicu konnte man das sehr schön sehen: er hat die Bälle gestern eher geschleppt, kam nie in einen seiner großartigen Läufe, und lukrierte relativ nutzlose Freistöße (da haben wir auch einfach keinen Schützen, wäre auch einmal etwas zum Trainieren). Raffael steckt irgendwo im System fest, er kann sich zwar oft aus einem defensiven Schlamassel befreien, das zögerliche Aufrücken der Mannschaft lässt ihn dann aber schon nach zehn Metern seinerseits in einem Schlamassel versinken.

Ich hätte trotzdem die Mannschaft noch fünfzehn Minuten weiterspielen lassen. Pantelic brachte zwar das nicht gegebene Foul von Boulahrouz im Strafraum, er spielte aber auch den offensiven Querpass, der zu einem der gefährlichsten Stuttgarter Konter führte. Seine relativ frühe Einwechslung brachte nichts, er ist durch die letzten Wochen der Demütigung zu sehr beeinträchtigt.

Jetzt kommen zwei schwierige Wochen, in denen Favre vor allem an der Neudefinition der Saisonziele arbeiten muss: Wer den HSV im Uefacup gesehen hat, wird einsehen, dass Hertha da viele Jahre nachzuarbeiten haben wird. Ich hoffe, dass das Bemühen um eine defensive Grundordnung nicht - wie gestern - zum Selbstzweck wird. Denn das ist nun einmal nur die eine Hälfte des Spiels.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Neudefinition der Saisonziele? Warum sollte jetzt was geändert werden? Nach einer einzigen verdienten Niederlage? Nach einem schlechten Spiel?

Alles so lassen wie es ist und an das erinnern, was die Mannschaft stark gemacht hat. Herthas Erfolg hat zwar mit der defensiven Grundausrichtung zu tun, aber nicht nur. Dass die Mannschaft viele Spiele mit einem Tor Unterschied gewonnen hat, lag manchmal auch daran, dass sie es einfach versäumt hat (wie ausnahmsweise mal in Cottbus) die Konter richtig auszuspielen. Wenn das Team nach Ballgewinn geschlossen nachrücken würde, würde es auch mehr Torchancen herausarbeiten. Doch das war gegen Stuttgart und oft auch in anderen Spielen nicht der Fall. Wenn du 1:0 führst, musst du ja auch nicht, dann kannst du dich vorne auf deine Individualisten - die Hertha hat! - verlassen. Wenn du aber ein Tor erzwingen musst, dann muss die ganze Mannschaft mitmachen. Hertha hat den Schalter gegen den VfB nicht umlegen können. Das war das Problem, es ist bekannt und damit ist es dann auch gut.

Es wäre viel schlimmer, wenn man nicht wüsste, woran es gelegen hätte. So aber sehe ich überhaupt keinen Grund, auch nur irgendwas zu ändern.

Anonym hat gesagt…

Ich denke auch, dass eine Neudefinition der Saisonziele zum jetzigen Zeitpunkt unsinnig wäre.
Ihr seid immer noch Erster, wenn auch mit kleinerem Vorsprung, der aber definitiv wieder anwachsen wird auf einige unmittelbare Konkurrenten, wenn ihr in zwei Wochen gegen Dortmund gewinnt.

Und ansonsten war es ja weniger die Schwäche der Berliner sondern auch vor allem die Stärke der Stuttgarter, die am Samstag entscheidend war.
Wenngleich natürlich das Umlegen des Schalters, wie von kabinenpredigt angesprochen, fehlte, bzw. nur unzureichend funktionierte.