Selbst "Spex", das Magazin für Popukultur, kommt in seinem Jahresrückblick um Fußball nicht herum. Was Klaus Theweleit dabei allerdings als Generaldiagnose ausgibt, ist eine seltsam unverhohlen patriotische Entschuldigung für den Misserfolg der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft.
Klar, Fitness hat eine Rolle gespielt, das war auch bei anderen Mannschaften deutlich zu sehen. Aber die anstrengenden Spielkalender sind für die führenden Nationalteams weitgehend gleich, weil sie ihre Spieler bei Clubs ähnlichen Beschäftigungsniveaus ausleihen. Der moderne Fußball, den Deutschland nach Meinung von Klaus Theweleit beim "spektakulären 3:2 gegen Portugal" gezeigt hat, war meiner Erinnerung nach schon in diesem Spiel ein Teilzeitphänomen.
Portugal wurde keineswegs über 90 Minuten "nach allen Regeln der Kunst neutralisiert", im Gegenteil stand es nach zwei Dritteln weitgehend Spitz auf Knopf, und wenn Ballacks "Schubser" vor dem 3:1 als die Unsportlichkeit und Regelwidrigkeit geahndet worden wäre, um die es sich handelte, dann wäre durchaus auch möglich gewesen, dass Deutschland noch in diesem Match in Schwierigkeiten gekommen wäre.
Das Finale ging dann auch nicht nur wegen Entkräftung verloren, sondern weil Spanien dank deutlich besserer Technik und Taktik ein bisschen weniger auf Kraft angewiesen war. Ich stimme zu, ein Spieler muss heute in einer Saison mit 50 bis 60 Pflichtspielen ständig an die Grenzen gehen - "auf dem Zahnfleisch" habe ich Torres, Xavi, Iniesta & Co. aber selbst im Finale nicht gesehen.
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