Montag, Dezember 15, 2008

Krebsgang

Das ist sicher auch schon lange nicht mehr vorgekommen, dass alle vier englischen Topteams in einer Runde über ein Unentschieden nicht hinausgekommen sind. Tabellenführer Liverpool gegen Hull, Verfolger Chelsea gegen die famose West Ham United, MeanU gegen Tottenham und der momentan eigentlich nur unter Vorbehalt mitgezählte FC Arsenal bei Middlesbrough - niemand konnte sich einen Vorteil verschaffen, während der Abstiegskampf ebenfalls dicht bleibt. Zwischen Platz 8 und 18 liegen fünf Punkte, nur die Rovers aus Blackburn und West Bromwich Albion sind abgehängt. Aston Villa hat sich zwischen MeanU und Arsenal auf Platz 4 gespielt, bestätigt damit die Ambitionen schon der letzten Saison. Möglich wird das auch, weil Arsenal weiterhin in einem beklagenswerten Zustand ist. Großartige Spieler wie Clichy oder van Persie agieren verzagt und hektisch, wieder einmal ging das Gegentor auf eine "deflection" zurück, einen Abpraller, den die unsicheren Passversuche der Gunners regelmäßig provozieren. Gegen eine deutsch-österreichische Innenverteidigung (Huth-Pogatetz) konnte sich nur Adebayor bei einem Kopfball nach Corner von Fabregas durchsetzen. Das Problem ist mental sowohl wie strukturell. Arsène Wenger hat für das Mittelfeld nicht nachgekauft, nun klafft dort eine riesige Lücke, in die keines der nachrückenden Talente richtig stoßen will: Denilson muss auf rechts spielen, weil Walcott verletzt ist und Eboué ein Schatten seiner selbst. Abou Diaby muss auf links spielen, weil Nasri und Rosicky verletzt sind. Bleibt Alexandre Song für die Position, die Flamini verwaist hat - ein junger Mann ohne Autorität auf dem Platz, neben dem Fabregas nicht zu seiner Rolle findet. Arsenal lebt von einem Talentmythos, der langsam verblasst. Keiner der Jungen, auch nicht Bendtner, kommt bisher über Andeutungen hinaus. So wankt das Team durch eine Saison, die von richtungweisender Bedeutung für Arsène Wengers Politik ist - er muss das Gefühl haben, dass sich alles gegen ihn verschworen hat, ich habe aber auch das Gefühl, dass er sich gegen Unwägbarkeiten nicht gewappnet hat. Am kommenden Wochenende kommt Liverpool ins Emirates Stadium - ein Unentschieden wäre dann für Arsenal schon viel zu wenig.

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