Im "Ballesterer", einem lesenswerten österreichischen Fußballmagazin, bin ich - man hat viel Zeit im Heimaturlaub! - gerade auf eine an sich vernachlässigbare Anekdote über Ralf Rangnick gestoßen, die aber doch sehr schön zeigt, wohin der Trainer von Hoffenheim seine Überlegenheitsgefühle, die er sich ja nur mühsam verkneifen kann, so tut.
Er lässt sie das Volk spüren, indem er nach der Partie Deutschland gegen England vor wenigen Wochen im Berliner Olympiastadion "an einem Fan (»Sammle Eintrittskarten«) vorbeiläuft, seine Bitte nach dem Ticket schmunzelnd ignoriert, das Ticket um seinen Kaugummi wickelt und es dem Sammler vor die Füße schmeißt. Nicht gerade die feine englische Art, aber bezeichnend für einen Angestellten eines New-Economy-Milliardärs."
Anstößig daran ist das Detail mit dem Kaugummi, das unvermuteten Zynismus erkennen lässt - du möchtest etwas, was ich nicht mehr brauche, hier hast du es, aber in einem Zustand, in dem du nichts damit anfangen kannst. Von bedeutenderen Persönlichkeiten als Rangnick wäre allerdings wahrscheinlich selbst ein benutzter Kaugummi von Interesse.
Die Kolumne im "Ballesterer", in der diese Beobachtung samt der sicherlich anfechtbaren Interpretation erschien, heißt "Groundhopping". Ich habe in diesem Jahr damit begonnen, auch über die Plätze zu hüpfen. Ich war in Wolfsburg, in Rostock, in München, in Bremen und im Sommer im Wiener Gerhard-Hanappi-Stadion - die Eintrittskarten habe ich alle aufgehoben. Warum? Keine Ahnung.
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