Verdient dieser Mann noch das uneingeschränkte Vertrauen der Fans und Fußballromantiker in aller Welt? Arsène Wenger hat auch nach dem 2:2 seines FC Arsenal bei Aston Villa am Boxing Day wieder beim Schiedsrichter nach Gründen für die zwei verlorenen Punkte gesucht. In der 91. Minute mussten die Gunners den Ausgleich durch Zat Knight hinnehmen, nachdem sie kurz nach der Pause schon mit zwei Toren geführt hatten.
Das Remis drückt aber nur unzureichend aus, wie unglaublich unterlegen Arsenal gestern war, auswärts gegen den direkten Konkurrenten um einen Platz in den Top 4 der Premier League. Es war ein außergewöhnliches Match, wie es in England aber ganz normal ist. Aston Villa ist unter Martin O'Neill zu einer echten Macht geworden, junge Spieler wie Ashley Young oder Gabriel Agbonlahor sind "role models" für professionelle Einstellung, Technik und die von Wenger so oft beschworene "Sehnsucht" ("desire"). Vor allem ein junger Mann bei Arsenal bewies dies gestern auch auf deren Seite: Denilson erkämpfte sich kurz vor der Pause in interessanter Position den Ball und machte gleich selbst das Tor. In der zweiten Halbzeit schloss Abou Diaby einen von ihm selbst mit sehenswerter technischer Einzelleistung initiierten Konter zum 2:0 ab.
Aber wieder einmal konnte Arsenal eine Führung nicht über die Zeit bringen. Gallas verursachte einen Elfmeter, den Gareth Barry (im vergangenen Sommer Wunschspieler sowohl von Liverpool wie Arsenal) verwandelte, und in der Nachspielzeit fiel doch noch der Ausgleich. Eine weitere bittere Stunde in einer für Arsenal vermaledeiten Saison. Immerhin war gestern auch zu erkennen, wo die Lösung liegen könnte. Mit Nasri und Eboué kam ein Ansatz von Flügelspiel zurück, Denilson und Abou Diaby sowie Sagna und der 18jährige Ramsey steigerten sich mit der Aufgabe, während der von einer Malaria noch bebeutelte Touré nicht hätte spielen dürfen, so schwer tat er sich. Arsenal sind heuer keine Macht mehr, und Wenger macht die Sache nicht besser, wenn er die Ursache ständig in Äußerlichkeiten sucht.
In England mehren sich Stimmen wie die des sehr kompetenten Kevin McCarra, die seine Ära zu Ende gehen sehen. Arsenal hat seit 2004 nichts mehr von Belang gewonnen, der Neuaufbau, der im Vorjahr so vielversprechend verlaufen war, blieb zum Saisonende hin auch wegen gravierender Coaching-Fehler ein enttäuschtes Versprechen. Morgen spielt Arsenal daheim gegen Portsmouth, numerisch ist das der Beginn der Rückrunde. Das neue Jahr kann nur besser werden.
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