Mittwoch, Januar 05, 2011

Inventar

Das neue Jahr begann bei Hertha mit einem Abschied. Pal Dardai fuhr nicht mit in das Trainingslager in Portugal. Das ist eine durchaus markante Entscheidung, wenn man bedenkt, wie populär der ungarische Rekord-Herthaner bei den Fans und fast mehr noch bei der Berliner Presse ist.

Die Sache mit Dardai ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie schwierig eine gute Personalpolitik bei einer Fußballmannschaft ist: Denn Seniorität hat durchaus etwas für sich, gerade wenn man in einer Umbruchssituation agieren muss; und doch war es rückblickend ein günstiger Umstand, dass Hertha im vergangenen Sommer wegen einer Verletzung von Dardai genötigt war, für das defensive Mittelfeld noch etwas zu tun - so kam Niemeyer nach Berlin, der mit Lustenberger in der Rückrunde hoffentlich häufig eine Doppelsechs bilden wird.

Meine Ambivalenz gegenüber dem Hertha-"Inventar" Dardai habe ich hier ja schon oft genug geäußert. Ich finde, er war in all den letzten fünf, sechs Jahren immer gerade nur gut genug, um sein Veteranenprestige nicht vollständig zu gefährden, er hat es aber nie so mit Leistung untermauert, dass man ihn tatsächlich als Teil einer Lösung hätte sehen können. Dieses "was auch geschieht, ich bin bereit", das er auch über die Medien immer wieder geschickt heruntergebetet hat, hat dazu beigetragen, dass seine Position bei den Transfers immer wieder vernachlässigt wurde, denn er war ja da, ein Reservist mit Stammspielerprestige, eine Stütze ohne strategischen Wert.

Coach Babbel hat jetzt reinen Tisch gemacht, mit guten Gründen, die die Namen Niemeyer, Lustenberger, Perdedaj tragen (selbst Janker sehe ich noch eher als vierten Sechser als Dardai). Das ist eine richtige Entscheidung, gegen die es auch keinen großen Aufstand gibt.

Intuitiv würde ich sagen, dass seine große Zeit vielleicht erst noch kommt. Ich glaube, er hat das Zeug zu einem guten Trainer, und wenn er in dieser Funktion vielleicht eines Tages zur ersten Mannschaft von Hertha zurückkommt, dann kann er ja wirklich noch zu einer Legende werden.

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