Dienstag, Januar 11, 2011

Kultschinken

Bei der Lektüre des "Kicker" hatte ich gestern einen sehr vergnüglichen Moment. In einer Geschichte über Malik Fathi stand zu lesen, dass der ehemalige Linksverteidiger von Hertha auch heute noch oft mit dem Zug von Mainz nach Berlin fährt. "Das ist so schön entspannend", wird er zitiert, "man kann rausschauen, im Bistro hocken oder ein Buch lesen."

Zur Zeit liest er "Schuld und Sühne" von Dostojewski (im Bild eine Szene aus der Verfilmung mit Peter Lorre), "mein Vater hat diesen Kultschinken mal bei mir liegen lassen." Einer Familie, in der Klassiker einfach so herumliegen, müsste man mindestens so große Integrationserfolge bescheinigen wie den Özils und Khediras, aber Malik Fathi hat es in der Nationalmannschaft und auch als Vereinsspieler nicht ganz so weit geschafft.

Immerhin hat der Mainzer Trainer Thomas Tuchel ihm jetzt noch eine interessante Option eröffnet: "Der kann von seiner Persönlichkeit her auch auf der Sechs spielen, so wie er redet, so aufmerksam wie er ist." Das löst bei mir gleich eine ganze Flut von Erinnerungen aus, an die Saison, als Hans Meyer Hertha vor dem Abstieg rettete, damals auch unter Einsatz zweier Jungprofis, deren Karriereprofil inzwischen schon weit entwickelt ist.

Malik Fathi und Sofian Chahed haben beide nicht den ganz großen Durchbruch geschafft, von Chahed hätte ich damals immer gern einmal mehr Versuche auf der Position im zentralen Mittelfeld gesehen, ich erinnere mich an ein 1:0 gegen Stuttgart im Februar 2004, bei dem er neben Dardai eine ausgezeichnete Leistung gezeigt hat, ein paar Wochen später lief es dann gegen Bayer Leverkusen deutlich schlechter (a certain Dimitar Berbatov schoss damals zwei Tore gegen Christian Fiedler).

Und ich muss auch an Manuel Schmiedebach denken, den ich einmal auf der rechten Defensivposition im Jahnsportpark mit der U23 von Hertha gesehen habe, und von dem ich damals nicht ganz verstand, warum er neben den Kollegen Müller oder Wallschläger so anders eingeschätzt werden konnte, dass er nie für eine Beförderung zu den Profis in Frage kam - heute wird er bei Hannover 96 vom "Kicker" immerhin zum Blickfeld gerechnet, und zwar im Bereich "defensives Mittelfeld". So geht es auf und ab und hin und her im Fußball. Man könnte einen Kultschinken darüber schreiben.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der Rückrundenauftakt naht, die Vorabdiagnose fehlt noch - Schafft es Ebert zurück ins Team, hält das Knie von Aerts, und was ist denn nun mit den 8 Millionen für die Hertha? Valdano grüßt