Donnerstag, Januar 20, 2011

Teilverschreibung


Der "Berliner Kurier" hat ein paar interessante Details zu der geplanten Investition von acht Millionen in das Fußballgeschäft von Hertha BSC herausgefunden. Demnach wird das Geld mit den Transferrechten bestimmter Spieler verrechnet, sollten diese verkauft werden, muss Hertha die Transfereinnahmen nach einem bestimmten Schlüssel mit den Investoren teilen.

Das ist von der Struktur her ein vergleichbarer Deal wie der mit Sportfive, bei dem vor einiger Zeit eine unmittelbar dringend erforderliche Liquiditätssicherung mit der Teilabtretung langfristiger Vermarktungseinnahmen abgegolten wurde. Der aktuelle Deal gründet wohl nicht zuletzt auf einem gewissen Optimismus, den Hertha durch seine Jungspunde zu verbreiten vermag.

Man muss sich die Sache aber im Detail anschauen, um zumindest eine erste Prognose wagen zu können, für den diese Abmachung größere Risiken trägt - dazu fehlt in dem Bericht des "Berliner Kuriers" eine entscheidende Information, denn es geht daraus nicht hervor, wann und in welcher Höhe Hertha die investierten Beträge zurückzahlen muss in dem Fall, dass bei keinem der teilverschriebenen Spieler ein relevanter Transfererlös erzielt wird.

Aber auch jetzt schon macht ein Blick auf den Kaderstatus klar, dass die Sache für die Investoren in jedem Fall keineswegs so attraktiv ist, wie es das Beispiel in dem Artikel (Schulz für zehn Millionen zu Bayern!) suggeriert. Hertha hat nur zwei Spieler mit einem halbwegs nennenswerten Marktwert: Raffael und Ramos. Beide werden im Fall eines Wiederaufstiegs dringend gebraucht, und die bisherigen Erfahrungen sprechen nicht dafür, dass sie in einer Erstligasaison ihren Marktwert so steigern können, dass man 2013 auch nur in die Nähe von acht Millionen kommen würde - bei Ramos hängt diese Eventualität zudem von einer dazwischen irgendwann notwendigen Vertragsverlängerung ab, zu der er sich überhaupt bereit finden muss, um nicht 2013 ablösefrei wechseln zu können.

In Ramos würde ich also keinesfalls investieren, in Raffael auch nicht, und zwar deswegen, weil Hertha absehbarerweise noch auf Jahre in einer schwachen Position gegenüber seinem Star sein wird. Bleiben die jungen Spieler: Schulz, Djuricin, Perdedaj, Lasogga. Bei ihnen steht Hertha vor einem Dilemma: Denn wenn sie sich gut entwickeln, werden sie als immer noch relativ billige Verstärkung in einem derzeit ja doch deutlich auf zweite Liga getrimmten Kader dringend gebraucht.

Zugleich schwächt jede Steigerung des Marktwerts die Verhandlungsposition des Clubs gegenüber den Spielern, von denen zum Beispiel Schulz ja überhaupt erst in diesem Jahr einen Profivertrag unterschreiben muss. Bisherige Erfahrungen lehren, dass Hertha angesichts des Angebotsdrucks oft froh sein musste, wenn bei wechselwilligen Spielern wie Jerome Boateng oder Christopher Schorch ein kleiner Millionenbetrag lukriert werden konnte.

Gelingt es nicht, in den kommenden Jahren substantielle Transfereinnahmen zu erzielen (und dabei muss man immer in Betracht ziehen, dass Hertha im Sommer, so der Aufstieg gelingt, eher kaufen muss, um nicht sofort wieder im Abstiegskampf zu stecken), muss diese Investition irgendwann zurückgezahlt werden - unter Abzug vermutlich von Transferverlusten, wobei wir über die Details dieser Verrechnung nichts wissen. Als erstes Fazit würde ich sagen: Für Hertha ist das ein guter Deal (unter den prekären finanziellen Voraussetzungen), für die Investoren halte ich ihn eher für unvorteilhaft. Vielleicht haben sie ja doch eine mäzenatische Ader, oder sie stehen dem Verein sehr nahe.

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