Sonntag, November 08, 2009

Schubhaft

Die 0:1-Heimniederlage gegen den FC Köln hat heute an tiefe Schichten der Hertha-Fanmentalität gerührt. "Die wollen uns nicht in der Liga!", rief nicht nur eine Dame unmittelbar neben mir in der wütend nach Hause oder zum Frustbier strömenden Menge. Es war eine verständliche Reaktion, denn die Hertha hatte sich in einem Match nicht durchsetzen können, in dem sie gegen elf destruktive Kölner und drei Schiedsrichter antrat, die nicht immer über Augenmaß und Ausgewogenheit zu verfügen schienen.

Das hatte aber auch ganz einfach damit zu tun, dass es ein einseitiges Match war und Rafati häufig in den falschen Momenten weiter laufen ließ und Zweikämpfe auffällig oft zugunsten Kölns auslegte. Um die Sache aber in den richtigen Kontext zu rücken, bedarf es auch der Erwähnung, dass die direkten Konkurrenten Nürnberg und Bochum gestern um reguläre Tore geprellt wurden, während Hertha so weit dann doch nicht kam. Ein Tor gelang ihr nicht, nur zwei Pfostenschüsse von Raffael.

Das hatte nämlich auch mit dem System zu tun, das sich Friedhelm Funkel für diese Begegnung ausgedacht hatte, und das er auch dann nicht ändern wollte, als dies schon dringend nötig erschien. Die Hertha spielte mit einem 4-1-2-3, eine an sich gute Idee mit Lustenberger zentral vor der erwarteten Viererkette, vor ihm zentral Raffael und Nicu, offensiv drei nominelle Stürmer mit Domo links außen, Wichniarek in der Mitte und Pisczcek rechts. Das lief 45 Minuten ganz gut, offenbarte aber auch schon die Probleme, die in der zweiten Halbzeit deutlich wurden: Domo hing links fest, ihm fehlte ein Flügelspieler neben und hinter sich, das Spiel blieb zu mittig, auch dann noch, als schon Cicero und der leider fahrige Ebert auf dem Platz waren und eine Umstellung auf 4-4-2 dringend angeraten schien.

So lief allmählich die Zeit davon, dann gab es einen Freistoß für Köln von halblinks, den Podolski auf Novakovic brachte, und schon stand das Spiel auf dem Kopf. "Hey, was geht ab, wir schießen die Hertha ab", skandierten die Fans der nun nicht mehr allein abschlussschwächsten Mannschaft der Liga. Was die Hertha in dieser Saison erlebt, ist nicht nur ein klassischer Umschlag ins Negative, sie wird auch noch vom Hochgefühl des Vorjahrs verfolgt, und bekommt die eigene Euphorie von damals als Hohn um die Ohren gesungen. Die Hertha befindet sich jetzt schon in Schubhaft, ohne Appellationsinstanz. Sie wird selber den Ausbruch riskieren müssen.

2 Kommentare:

Maria hat gesagt…

Haben de Ziegen das tatsächlich gesungen? Ist ja noch schlechter gereimt als das Original.

Natalie hat gesagt…

s04 hat gesellschaft bekommen.