Dienstag, November 24, 2009

Kaffeefahrt

Es kommt wahrlich selten vor, dass Friedhelm Funkel und Arsène Wenger in einem Zusammenhang erwähnt werden. Heute gibt es dazu aber Anlass: Der Trainer der Hertha und der Trainer des FC Arsenal haben sich darüber beklagt, dass sie wichtige Spieler in desolatem Zustand von den Nationalteams zurückerhalten.

Funkel hat genau genommen in gezielt rufschädigender Weise über den Aufenthalt von Gojko Kacar bei der serbischen Auswahl gesprochen (auch über Domovchyiskis Verfassung nach der Länderspielpause hat er sich ausgelassen). Aufgrund der Reaktion von Kacar wissen wir jetzt, dass der Berliner Hoffnungsträger nur zwei Tassen Kaffee pro Tag verträgt, wir wissen aber nicht, was es genau mit der ja tatsächlich auffälligen Schlappheit zu tun hat, die Kacar jedes Mal ausstrahlt, wenn er zehn Tage mit Serbien unterwegs war.

Arsène Wenger hat gestern einen Journalisten abgekanzelt, der sinngemäß gefragt hat, ob Theo Walcott nun, da Robin van Persie sich in einem Spiel der Oranjes gegen Italien verletzt hat, sich bei Arsenal im Sturmzentrum bewähren und damit auch für die WM 2010 empfehlen kann. Walcott, so Wengers Reaktion, soll erst einmal im Club seine Leistung bringen, er hat nämlich in diesem Jahr noch nie richtig gespielt, nachdem er den Sommer über für das Vaterland in zwei Auswahlen (erstes Team und U21) tätig war.

Wenger und Funkel sind nicht auf der gleichen Ebene, aber doch gleichermaßen Opfer des globalisierten Betriebs: Da die Mannschaften internationaler sind denn je, stören die vielen Nationalpausen den Betrieb schon sehr. Und es scheint auch irgendwie mit den besonderen Umständen "daheim" zu tun zu haben, dass sich die Spieler dort häufiger verletzen bzw. noch weniger auf ihre Physis achten. (Statistiken liegen mir dazu allerdings nicht vor.)

Der spezielle Kasus Kacar hat aber noch eine andere Dimension. Er ist zweifellos einer der talentiertesten Hertha-Profis, er leidet aber auch darunter, dass Favre und auch Funkel noch nicht den richtigen Platz für ihn gefunden haben - im 4-4-2 mit Doppelsechs war er ursprünglich neben einem eher absichernden Spieler wie Lustenberger oder Cicero vorgesehen. Inzwischen hat sich seine Defensivarbeit häufig als problematisch erwiesen (sie wirkt manchmal über-, manchmal untermotiviert), sodass er manchmal weiter vorn positioniert wird, wo aber auch Raffael wirken soll, wenn der nicht über die Flügel kommt.

Funkels Idee eines zentralen Dreiecks mit Lustenberger absichernd und den ausschwärmenden Cicero und Raffael (oder Kacar) wäre prinzipiell interessant, scheitert aber an der Qualität der Angriffslinie - Ebert hudelt zu viel, Wichniarek ist stumpf, Nicu kommt erst langsam wieder in Form. Zweifellos ist Kacar ein Spieler, der gebraucht wird, man braucht aber auch einen Plan, wofür er genau gebraucht wird. Für das Heimspiel gegen Frankfurt erhoffe ich mir folgende Lösung: Lustenberger. Cicero Kacar. Raffael Domovchyiski (da Ramos verletzt ist) Nicu.

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