Sonntag, November 01, 2009

Der zwölfte Mann

Die Hertha hat aus der Ära von Lucien Favre ein Personalproblem übernommen, das sich so auf den Punkt bringen lässt: Sie bräuchte einen zwölften Mann.

Das hat mit dem Verhältnis zwischen Defensive und Offensive zu tun, das der Schweizer Trainer irgendwann nicht mehr zu lösen vermochte. Und es lässt sich an den wechselnden Positionen von Raffael und Kacar veranschaulichen.

Der zwölfte Mann hat im Moment zwei Gesichter: Dardai oder Domovchyiski. Wenn Dardai als zwölfter Mann im Mittelfeld zentral neben Lustenberger spielt, dann ist - Erfahrungswert allerdings aus nur einem Match - die Defensive insgesamt stabiler, dann ist es nicht so leicht, die Hertha über die Flügel auszuspielen, weil sich der gesamte erste Schirm gut verteilen kann. Kacar kann dann weiter vorne spielen, mit Raffael kombinieren, in den Strafraum gehen und einen Partner für Ramos abgeben, der in diesem Szenario allerdings noch einen Mann vor sich hätte, weil Dardai ja der zwölfte Mann ist und deswegen Platz für Domovchyiski als wirklicher Sturmspitze ist.

Gegen Wolfsburg war es ja so, dass Hertha de facto mit einem 4-2-4 gespielt hat, ohne echten Angreifer. Bei Ramos ist aber deutlich zu erkennen, dass er besser eingreifen könnte, wenn er noch einen Kollegen für den Abschluss vor und neben sich hätte. In diesem Szenario wäre dann eben Domo der zwölfte Mann, und Dardai der elfte.

Aus den bekannten Gründen (Tradition, Regelwerk, Fairness, ...) ist das kein realistisches Szenario, deswegen muss Coach Funkel diese Sache jetzt irgendwie ausbaldowern: Spielt Raffael zentral hinter der Spitze Ramos, dann muss Kacar ins Mittelfeldzentrum zurück, die Defensive wird anfälliger, dafür wird Platz für einen echten Flügelspieler (Nicu).

Bleibt Raffael auf links, kann Kacar vor Dardai und Lustenberger spielen, de facto als hängende Spitze, neben einer ihrerseits hängenden Spitze, nämlich Ramos, rechts gehe ich immer von Patrick Ebert aus, der sich allerdings konzentrieren muss, vor allem bei ruhenden Bällen - eine Mannschaft, die im Abstiegskampf praktisch auf Standardsituationen verzichtet wie die Hertha, betreibt Selbstzerstörung.

Wo bleibt bei diesen Gedankenspielen Cicero? Er könnte statt Dardai neben Lustenberger spielen, später wäre Kringe eine Alternative zu Nicu, und Pisczcek eine zu Patrick Ebert und zu Nicu. Im Moment würde ich folgende Konstellation befürworten: ein 4-3-3, bei dem Dardai (Cicero), Lustenberger und vor ihnen Kacar einen zentralen Block bilden, die Linie davor mit Raffael links, Ramos (wenn nötig ab der 60. Minute Domo) vorne, und Ebert auf rechts.

Bei Pejcinovic und Stein sehe ich positive Ansätze, zu von Bergen und Friedrich haben wir ohnehin keine Alternative, und Drobny wird sich langsam wieder konzentrieren. So geht die Hertha in das nächste Heimspiel gegen Köln, das nun wirklich schon deutlich wegweisende Qualität hat. Wie sie das Auswärtsspiel in Heerenveen da noch einbaut, werden wir sehen - am besten, sie entdeckt dort den Torerfolg wieder.

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