Samstag, November 14, 2009

Null Bock - No Future

Das Benefizspiel der Hertha gegen Türkiyemspor (vierte Liga) begann heute aus naheliegenden Gründen mit einer Schweigeminute im Gedenken an Robert Enke. Die Eintrittsgelder der 349 zahlenden Zuschauer sowie freiwillige Spenden und ein spontan von Michael Preetz zugesagter Hertha-Bonus von 5000 Euro ging an den Verein Dialyse-Kinder Berlin e.V.

Bei der anschließenden Pressekonferenz sagte Co-Trainer Christopher John in Abwesenheit von Friedhelm Funkel: "Wir waren uns wieder einmal selber der größte Gegner." Na ja. Es war ein Nachmittag, zu dem schwer ein Verhältnis aufzubauen war. Die Hertha trat mit einer kuriosen Formation an, vor Burchert verteidigte eine Viererkette mit Perdedaj, Stein, Kaka und Cesar, im Mittelfeld spielte Lennart Hartmann zentral neben Cicero, Nicu gab einen Flügel, Raffael hatte das ganze offensive Mittelfeld für sich, Patrick Ebert war zweiter Stürmer, und ganz vorn trat der noch ein Monat 17jährige Abu-Bakarr Kargbo ein paar erste Beweise seiner Frühreife an.

Schon bald führte die Hertha mit 1:0, danach aber machte sich ein Schlendrian breit, der auch fünft- bis achtklassige Gegner stark gemacht hätte. Cicero muss man noch einmal gründlich von Grund auf erklären, wie man auf dem Feld laufen muss, um sinnvoll an einem Spiel teilzunehmen. Patrick Ebert muss lernen, dass utopische Zuspiele nichts bringen. Maximilian Nicu muss begreifen, dass Fußball kein Sport ist, bei dem Haltungsnoten entscheiden (oder hält er sich für Toller Cranston?). Ein Junge hinter mir sagte es ganz lakonisch: "Nicu hat aber auch null Bock." Es sah tatsächlich so aus, dann hat er aber eben auch "no future".

In der zweiten Halbzeit holte sich Türkiyemspor zwei Tore, dann wechselte die Hertha so lange durch, bis vierte Liga gegen vierte Liga auf dem Platz stand (plus Nicu), und in den letzten Minuten drehten ein paar Youngsters unter Führung von Sascha Bigalke noch das Match. Am Ende hieß es 3:2, die Tore für Hertha erzielten Raffael, Bigalke und Rommel.

Ich gebe zu, es war eine trübe Angelegenheit, im Jahn-Sportpark hätte man gut und gern das Flutlicht einschalten können, und der Boden war auch tief. Trotzdem sollte man sich als Profi auch in einem Charity-Match nicht so präsentieren, wie vor allem Nicu das heute gemacht hat. Über den unterirdischen Cesar will ich großzügig hinwegsehen. Schlüsse muss man aus diesem Match nicht ziehen, die Lage der Hertha entzieht sich ohnehin bis zu einem gewissen Grad der Analyse. Da passt so ein finsterer Nachmittag irgendwie dazu.

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