Mittwoch, Oktober 21, 2009

Schuldzuweisungen

Der Kapitän hat diese Woche eine unliebsame Erfahrung mit der Mediengesellschaft gemacht. Er hat sich in Nürnberg allein den Fans gestellt, lange nach dem Spiel und wie schon in Hoffenheim durch das Gitter hindurch. Man hat ihn dort anscheinend den Kampfgeist von Patrick Ebert als vorbildlich geschildert, woraufhin Arne Friedrich in etwa sagte: "Aber dass er beim zweiten Tor den Ball verliert, und wir dann das Tor kriegen, das seht ihr nicht." Die Szene wurde von einem Augenzeugen mit dem Telefon gefilmt und dann ins Netz gestellt (ich finden sie gerade nicht auf Youtube, habe sie aber auch nicht lange gesucht, und zum Berliner Kurier will ich hier nicht verlinken).

Der Eindruck ist verheerend, auch wenn die Tabloids natürlich die große Sache erst so richtig draus machen. Sachlich verhält es sich so, dass Ebert an diesem zweiten Gegentor in Nürnberg nur eine kleinere Schuld trifft, der eigentliche Verursacher war Burchert, dessen Abwurf überhastet und unklug war. Arne Friedrich weist mit Recht darauf hin, dass der genaue Kontext seiner Aussage auf dem Video nur undeutlich verständlich ist. Es ging aber wohl um die für die Fans entscheidende Frage: Wer wehrt sich? Wer zeigt Einsatz? Diese letzte und auch berechtigte Frage enttäuschter Fans (Wenn ihr sonst nichts könnt, könnt ihr nicht wenigstens kämpfen?) lässt Spieler wie Neuendorf, Kovac oder Dardai bis heute populär sein, weil sie so etwas wie eine Bastion bilden (allerdings häufig auch des Unvermögens).

Patrick Ebert ist in dieser Saison fast schon eine tragische Figur, denn seine Bemühungen sind erkennbar, sie sind aber kaum einmal produktiv, weil ihm die Ruhe fehlt und auch die defensive Konzentration. Zudem hat er kaum jemand, mit dem er kombinieren kann, hinter ihm ist eine der größten Problemzonen, vor ihm ist die Leere, in der Wichniarek nach seinen alten Instinkten sucht. Was ihm helfen könnte, sind einfache Dinge: größere Sorgfalt bei den Standards, Weiterarbeit an der ohnehin schon guten Schusstechnik, individuelle Mentalarbeit (wenn er lernt, seine Energien positiver und auch gelassener einzubringen, wird er weiter wachsen).

Ich beobachte Patrick Ebert seit seinen ersten Auftritten bei der Mannschaft recht genau und mit großem Interesse, und teile die Meinung der Fans: Er ist einer unserer Hoffnungsträger. Dass er vor dem zweiten Gegentor in Nürnberg den Ball verloren hat, haben wir sehr wohl gesehen, eine größere individuelle Schuld traf ihn allerdings am ersten. Und selbst deswegen muss sich der Kapitän nicht von ihm distanzieren, auch nicht in einer so emotionalisierten Situation wie in der Fankurve auswärts nach einer desaströsen Niederlage.

Den nächsten Schritt zum Führungsspieler kann Patrick Ebert jetzt machen, indem er diese Sache einfach auf sich beruhen lässt. Er hat die Karriere noch vor sich, das kann man von Arne Friedrich nur noch bedingt so sagen.

1 Kommentar:

konmob hat gesagt…

well said!