Donnerstag, August 21, 2008

Polizeistunde

Pünktlich zum ersten Heimspiel hat die Hertha einen neuen Song veröffentlicht, der von den Clubfarben Blauweiß handelt und die Melodie des berühmten Gefangenenchors aus der Oper "Nabucco" verwendet. Ich will nicht mosern über die immer wieder peinliche Gefühlspolitik der Hertha, aber das ist ja wirklich gründlich in die Hose gegangen. Musik und Text laufen konfus nebeneinander her, da stimmt der Rhythmus nicht - wer hat das geschrieben, welcher neue Frankzander hat da gefuhrwerkt? Ich verlange ja nicht, dass Manager Hoeneß das absolute Gehör hat, aber so domspatzenkakophon muss es auch nicht sein. Eingängig, aber mit Witz, das wäre doch die Devise. Bei der Gelegenheit will ich als Gegenmodell auf die beste Adaption hinweisen, die der Chor bisher in der deutschen Popularkultur gefunden hat. In Romuald Karmakars bedeutendem Film "Manila" sitzt eine Gruppe Reisender auf dem Flughafen der philippinischen Hauptstadt fest. Der Abflug verzögert sich, die Wartezeit führt zu allgemeiner Verbrüderung, am Ende singt die politische Masse zu der Melodie aus "Nabucco" die unsterblichen Zeilen: "Polizeistunde kennen wir ni-i-i-icht", freundliche Unbotmäßigkeit, die stark und mit Absicht an das Gemenge unter dem Brandenburger Tor anno 1989 erinnert. So geht man mit unsterblichen Melodien um.

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