Montag, August 11, 2008

Kartell

Die letzten Tage vor Ligastart will ich zu einer Überlegung darüber nützen, was denn da gerade zwischen dem Bundeskartellamt und der DFL abgeht. Meiner Ansicht nach zwei komplementäre Fälle von Nonsens. Die DFL hat voriges Jahr ja mehr oder weniger einen Putsch fast unbemerkt vollzogen, sie wollte ja nicht mehr und nicht weniger, als dass eine Kirch-Firma künftig alle Bilder vom deutschen Liga-Fußball produziert und dann häppchenweise an Anbieter verteilt, die sich nach gut ausbalancierten Profitmaximierungskriterien aufeinander abzustimmen hätten. Das wäre das Ende des Journalismus in einem ohnehin schon ungeheuer abgeschotteten Bereich gewesen, und der Anfang der reinen Liga-PR. Das Bundeskartellamt hat nun den Vertrag gekippt und de facto die Sportschau um 18h30 auf Dauer gesetzt, wobei noch nicht ganz ausgemacht ist, ob nicht doch einer der desparaten Privatsender da noch einmal dafür bieten wird. Das Amt hat folgende Gleichung aufgemacht: Die zentrale Vermarktung der Fernsehrechte ist ein Kartell, deswegen muss der Verbraucher von dem Kartell wenigstens zeitnahe Brosamen bekommen. Nun lässt sich meines Erachtens schon bestreiten, dass die DFL bei den Fernsehrechten ein Kartell im klassischen Sinn ist. Es geht schließlich bei den Fernsehrechten auch um eine sportliche Angelegenheit, und als Liga hat die Bundesliga ein Interesse, dass der Wettbewerb nach innen (Sport) nicht dadurch verzerrt wird, dass einzelne Team im Wettbewerb nach außen (Übertragung) sich verselbständigen. Die eigentümliche Situation des Fußballs innerhalb und außerhalb des staatlichen Rechts (derzeit ja auch bei den Querelen um die Olympia-Abstellung so deutlich geworden) sollte es doch ermöglichen, diese Sonderstellung einer sportlichen Körperschaft endlich einmal zu akzeptieren und die Zentralvermarktung nicht ständig mit öden Argumenten in Frage zu stellen. Das Interesse der Konsumenten, dem das Kartellamt ja dienen soll, kommt an einer anderen Stelle ins Spiel. Deutschland hat das ungeheure Privileg, dass alle Liga-Partien des ganzen Jahres zur Übertragung kommen. Sie sind aber nur im Block zu buchen, und hier hat der Rechte-Inhaber (Premiere, zwischendurch Arena, jetzt wieder Premiere) tatsächlich einen Monopolhebel. Premiere hat diesen Hebel zu kräftigen Gebührenerhöhungen genützt, dann kam Arena, da haben die Fans ihren Hebel benützt und nicht gekauft. Das Kartellamt müsste meiner Meinung nach sicherstellen, dass dieser - direkt und positiv aus der Zentralvermarktung erwachsende - Schatz als Monopol gesehen wird, das zu knacken ist. Und zwar nicht so wie in England, wo Fans jetzt zwei oder bald mehr Pay-TV-Angebote buchen müssen, um nur die Spitzenspiele zu sehen. Sondern so, dass das eine Paket mit allen 306 Spielen in unterschiedlichen Paketen buchbar ist: nach Club, nach Einzelspiel, nach Saison etc, und vor allem nicht im Zwangs-Junktim mit Wrestling oder Golf. Das wäre Dienst am Fan, daneben ist die Rettung der zeitnahen Zusammenfassung ein Luxus, auf den das Bundeskartellamt nur deswegen stolz sein kann, weil sie dort über die Gesamtsituation allzu "politisch" nachgedacht haben.

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