Dienstag, März 11, 2008

Serbien

Am Samstag war ich im Hotel Adlon, wegen eines Interviews. Vom fünften Stock konnte ich auf den Pariser Platz hinunterschauen, wo gerade eine Demonstration von vielleicht 200 Serben gegen die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo stattfand, genauer musste es wohl gegen die europäischen Länder gehen, die schon die diplomatische Anerkennung folgen ließen. Ich konnte natürlich nicht sehen, ob Marko Pantelic auch dabei war, gehe aber davon aus, dass er nicht so dumm ist, sich so einschlägig zu exponieren. Das Dreifingerzeichen nach dem Tor gegen Duisburg fiel den Medien zuerst gar nicht auf, hat aber nach einer Weile in einschlägigen Foren, zum Beispiel bei der Welt-Hertha-Linken (thanx, Easyfunk), eine heftige Diskussion ausgelöst: Ist Pantelic ein Nationalist? Ein Verfechter von Großserbien? Das Land, das von Jugoslawien übriggeblieben ist, wird im Mai wieder zur Wahl gehen, es sieht alles danach aus, als hielten sich die proeuropäischen Kräfte und die "byzantinischen" (die Serbien als christlich-orthodoxe Hegemonialmacht gegen den Islam und Amerika sehen) ungefähr die Waage. Von Pantelic ist explizit nicht viel zu hören gewesen. Er liest eingestandenermaßen keine Bücher, und gilt als sehr religiös, wobei der Glaube für die Migranten des Fussballs häufig eine stabilisierende Funktion hat. Ich würde das Dreifingerzeichen von Pantelic nicht überbewerten, obwohl natürlich der Zeitpunkt auffällig war. In der Vielvölker-Hertha kann er die Integration proben, die sein Land erst noch lernen muss. Stärker irritieren mich da die Presseberichte, die daran festhalten, dass Favre in Pantelic einen "Falschspieler" sieht, der nicht in sein Konzept passt und im Sommer abgegeben werden soll. Ich liebe ihn gerade auch seines Pass-Spiels wegen, er ist einer der intelligentesten Einfädler, hatte aber lange nicht die Partner. Zudem ist er eine echte Identifikationsfigur, ein Idol, extravagant und kollektivistisch zugleich, einer der wenigen Stars der Hertha. Kein Zweifel, ich bin ein Fan, drei Finger hin oder her.

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