Dienstag, März 18, 2008

Ich AG

Die Süddeutsche Zeitung druckt heute eine Rückrundentabelle, in der die Hertha knapp vor Bochum einen soliden achten Platz einnimmt. Mehr aber auch nicht. Das lag, in Rostock auf jeden Fall, auch an einer gewissen Vorsicht der ganzen Mannschaft, die brav ein Konzept aufwendiger Balleroberung umzusetzen versuchte, die aber im Angriff den letzten Willen und auch ein Gran Unberechenbarkeit vermissen ließ. Ich will diese Qualitäten nicht eins zu eins mit dem Namen Pantelic bezeichnen, aber Coach Favres Ideal eines perfekten Kollektivs hat ja auch eine mögliche Kehrseite: einen Mangel an Individualität. Im Sportplatz auf RBB war am Sonntagabend Fabian Lustenberger zu Gast, der Club bemüht sich also, neue Idole aufzubauen, und hat mit "Lusti" einen Typ, der mir von der Spielanlage und der Intelligenz sehr gefällt. Aber mit seinen 19 Jahren kann er einem stagnierenden Spiel noch nicht einfach eine neue Wende geben. Das können nur Spieler, die von sich selbst eine Art Alpha-Wahrnehmung haben. Der Kleinkrieg, den Favre mit Pantelic führt, indem er sich nie ausdrücklich zu ihm bekennt und ihn auch immer wieder austauscht, zeugt in meinen Augen von mangelnder Flexibilität. Der Coach ist ein Fundamentalist in eigener Sache. Er sieht nicht, dass Pantelic selbst ein anspruchsvolles taktisches Konzept noch bereichert - durch schiere Präsenz auf dem Platz, durch seinen Kampfgeist, durch Überraschungen, durch Pathos, durch Ich-AGitation. Ein Ensemble braucht Stars, die Hertha besteht derzeit aus zu vielen Charakterdarstellern. Einen Rentenvertrag würde ich ihm nicht geben, er wird also schwer zu halten sein, von der Kalkulation her spricht alles für einen Abschied im Sommer.

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