Freitag, März 28, 2008
Dritter Weg
Der FC Arsenal kam in dieser Woche gleich zweimal politisch ins Gespräch. Eine neue Biographie von Osama bin Laden hat enthüllt, dass der Terroristenchef in den neunziger Jahren mehrmals Spiele in Highbury besucht und sogar ein Jersey erworben haben soll. Positiver dann die Berichte über ein Treffen von Arsène Wenger mit Gordon Brown und Nicolas Sarkozy, zwei Staatsmänner mit einem staatsmännischen Coach. So kommt das, wenn ein Verein ein Stadion baut, das repräsentativer ist als die Adressen der Demokratie - oder ist das nur in England so, weil dort die Monarchie alle repräsentativen Orte besetzt hält und der Prime Minister nur über die schnöde Downing Street 10 gebietet? Egal, dem Bericht im Guardian haben wir mit größtem Interesse auch entnommen, dass Raymond Blanc der bevorzugte Küchenchef von Arsène Wenger ist ("he's good, but he's a giant egomaniac", rief A., als ich ihr den Namen Blanc nannte), und dass der elsässische (reim: europäische) Coach auch eine politische Vision hat: "to be as social as you can by surviving economically". Das klingt nach dem ersten Neoliberalismus von Rüstow und Eucken, in dem die Wirtschaft dem Gemeinwohl deutlich untergeordnet wird. Das kleine Wörtchen "by" macht die Sache aber kompliziert: eine Wirtschaft, die bloß überlebt (dem Überleben dient?), soll also so sozial wie möglich sein? Oder soll die Wirtschaft so sozial wie möglich sein, indem sie überlebt? Wer ist eigentlich das Subjekt dieses Satzes? Wohl die Staatsmänner, die Wenger zu Gast hatte. Seine Formulierung klingt nach einem dritten Weg zwischen oppressivem Fürsorgestaat und entfesselter Profitwirtschaft, wäre aber vielleicht noch einmal mit Professor Giddens abzustimmen. In der Bundesliga kann da allenfalls Uli Hoeneß mithalten, wenn es um Wirtschaft und Gesellschaft geht.
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