Anfang der Woche war ich kurz in Rom, der Grund war ein Interview mit dem Regisseur Marco Bellocchio, aber das gehört auf eine andere Baustelle. Wir haben uns natürlich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, am Sonntagabend ein Spiel im Stadio Olimpico zu sehen. Es war noch dazu ein wichtiges: Lazio gegen Inter, Vorentscheidung im Titelrennen der Serie A, in dem Inter gegen den AS Rom steht, den Lokalrivalen von Lazio. Das hat dann auch das Spiel in einer Weise bestimmt, die wir nicht gleich begriffen haben: Die Lazisti haben so deutlich für einen Sieg von Inter und damit gegen ihre eigene Mannschaft geschrien, gepfiffen und gejubelt, dass wir dann doch ein wenig perplex waren.
Es war im Grunde ein irreguläres Match, denn Lazio spielte nur dem Schein nach auf das Tor, zwischendurch erzielte Inter zwei Kopfballtreffer, gegen die Niederlage mit 0:2 gab es keinen Widerstand. "Inter, cosi è facile!", schrieben die italienischen Zeitungen am nächsten Tag, "Inter, so leicht kann es gehen". Der Sarkasmus ist natürlich auch vor dem Hintergrund zu verstehen, dass in der Serie A noch vor wenigen Jahren immer wieder Spiele verschoben wurden.
Lazio gegen Inter am Sonntag war nicht direkt verschoben worden, aber es war von Drohungen der Lazio-Fans gegen die eigenen Spieler die Rede - alles nur deswegen, weil der Hass auf Roma wichtiger ist als ein Sieg über Inter. Kein Wunder, dass das Match schließlich auch in den politischen Leitartikeln besprochen wurde, wo es als Symptom für eine italienische Kultur der Destruktivität und Rechtsbeugung genommen wurde.
Simon hat vor dem Match einen kleinen Film gedreht: "Die Betretung des Stadio Olimpico durch einen deutschen Groundhopper 2. Mai 2010".
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