Sonntag, Februar 14, 2010

Hamsterrädchen

Wenn die Hertha in dieser Saison den Abstieg noch verhindern will, muss sie das auch gegen den eigenen Trainer tun. Friedhelm Funkel erwies sich am Samstag gegen Mainz nicht zum ersten Mal als Belastung.

Die Mannschaft hatte sich vorgenommen, das Spiel früher (erste Halbzeit) und aggressiver anzugehen, es vielleicht sogar offensiv zu gestalten - so gab jedenfalls Manager Preetz das Programm während der Woche aus. Funkel aber entschied sich für eine Aufstellung, die Cicero dem zusätzlichen Defensivmann Jancker (im zentralen Mittelfeld neben Lustenberger) opferte.

Das Ergebnis zur Pause: null Chancen Hertha, ein Gegentor durch Bancé, ein Pfeifkonzert. Nun gibt es gute Gründe, auch angesichts der kommenden EL-Spiele, Cicero durch ein kleines Päuschen zu schonen und zu motivieren. Aber die Variante, für die Funkel sich entschied, erwies sich als lähmend. Hätte er Jancker auf rechts verteidigen lassen, den dynamischen Pisczcek vorgezogen, Kringe nach links geschickt - es wäre wohl mehr gegangen.

Aber die Hertha hat insgesamt dramatisch an Klasse verloren. Sie scheint vor allem die Ablage nach hinten zu üben, der offensiv ballführende Spieler legt zum nachrückenden Kollegen ab - ein Manöver, das zum ABC des modernen Fußballs gehört, das die Hertha aber vor allem zur Entschleunigung des Spiels nützt, denn sie rückt sehr zögerlich nach, und so dient die Umständlichkeit im Spielaufbau vor allem dem Gegner, der Zeit bekommt, sich zu formieren.

Dazu kommt ein im klassischen Sinn abgemeldeter Zentralstürmer, zu dem das Spiel kaum einmal vordringt: Gekas bot gestern eine skandalöse Leistung, immerhin reagierte Funkel eine Viertelstunde vor Schluss und brachte Domovchyiski, wie er auch zur Pause schon Cicero für Jancker hinausschickte. Da Ramos (nach Corner, Vorlage: Cicero per Kopf im Strafraum) schon bald nach der Pause den Ausgleich erzielte, wäre gegen Mainz mehr drinnen gewesen, aber die Mannschaft "lebte" nur in der Schlussviertelstunde.

So hat die Hertha gestern wieder einen Punkt auf den Relegationsplatz aufgeholt, unübersehbar aber ist: sie fällt spielerisch (kämpferisch sowieso) immer mehr zurück, während Mannschaften wie Gladbach, Bochum, sogar Nürnberg ihr deutlich voraus sind. Dies zur Mathematik des Punktehamsters Funkel, der eigentlich für meine Begriffe rücktrittsreif ist. Denn inzwischen sind Pech und Pannen herausgerechnet, und nun steht seine Mannschaft zu Recht ganz unten.

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