Samstag, September 27, 2008
Taktik
In den Fanforen hat das Cupspiel gegen Dortmund natürlich für viel Stoff gesorgt (besonders lesenswert ein Beitrag von Gadcap). Dabei kam eine Szene immer wieder zur Sprache: In der Pause vor der Verlängerung hat Jürgen Klopp die Spieler vom BVB in einen (übrigens nicht ganz geschlossenen) Motivationskreis genommen und eine anfeuernde Rede gehalten, während Coach Favre mit dem Taktikzettel zwischen seinen Spielern herumgegangen ist. Man muss dieses Bild nicht überbewerten, und wird doch Sinn darin finden. Denn der Trainer der Hertha ist ein Idealist - er spricht mehr von Intelligenz und Polyvalenz, von "richtigem" Spiel als von den Rätseln des Fußballs, die sich nicht planen lassen. Damit bekommt er das eigentliche Problem nicht in den Blick: Die Mannschaft weiß noch immer nicht, wo sie hingehört. Sie hat jetzt, das ist das Verdienst seines Trainings, potentiell schon das Vermögen, ein Spiel zu beherrschen und auch zu führen. Sie tut es aber nicht, sie wartet immer noch unbewusst auf irgendetwas, auf das sie reagieren kann. Deswegen wirkt die Hertha auch in dieser Saison schon wieder häufig so lasch, hat sie noch kein begeisterndes Spiel gezeigt und gewinnt sie, wenn, dann auf eine fade Weise. Früher war sie faul, jetzt ist sie brav wie ein Schüler, der zufrieden ist, wenn er in die nächste Klasse darf. Das Ungebärdige, das Vergügen am Spiel selbst, der Triumph über einen guten, vielleicht sogar abgeschlossenen Spielzug scheint ihr nicht viel zu bedeuten: In Dortmund gab es einen einzigen Lauf von Sofian Chahed nach direktem Spiel an die Grundlinie, der flache Querpass kam schulmäßig auf Nicu, und der neue Mann, der aus der 2. Liga kam und eigentlich Ansprüche auf einen Stammplatz anmelden möchte, schoss wie ein schüchterner Anfänger. Das fällt auf den Trainer zurück, der langsam alles Virile aus der Mannschaft entfernt und allmählich ein Ensemble von schlaffer Brillanz schafft. Cottbus wird heute ein Gegner sein, der die Hertha vielleicht an all diese anderen Dinge am Fußball erinnert, für die sie sich im Moment schon wieder zu gut ist.
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