Freitag, März 19, 2010

Reizschwelle

Der VfL Wolfsburg hat gestern durch ein schönes Tor von Gentner sehr spät gegen Rubin Kasan gewonnen und ist damit ins Viertelfinale der EL eingezogen. Es war schon nahe Mitternacht, viel Regenerationszeit bleibt nicht für das Match gegen die Hertha am Sonntag. Es macht also durchaus Sinn für Berlin, sich darauf noch einmal richtig einzustellen - trotz der acht Punkte Rückstand im Abstiegskampf.

Die einzige Chance dafür wäre ein Rücktritt von Trainer Funkel gewesen, oder eine Beurlaubung. Michael Preetz, dessen eigene Personalie aller Vernunft nach eng an der von Funkel hängt, hält ihn aber weiterhin im Amt. Dafür gibt es Gründe, die der "Kicker" am Donnerstag recht trocken benannt hat: Es ist keine temporäre Alternative da, und es fehlt das Geld selbst für einen Übergangsmann.

So macht Funkel eben weiter, und die Verantwortlichen erwecken den Eindruck, dass sie die Saison abgeschrieben haben. Sie verzichten darauf, noch einen, späten, letzten Reiz zu setzen, wie man in der Branche zu sagen pflegt. Sie suggerieren damit, dass die Reizschwelle der Mannschaft schon fast unerreichbar hoch ist. So hat man den Eindruck, dass die Woche der Vorbereitung auf das bald auch mathematisch letzte Entscheidungsspiel ereignislos vergeht. Business as usual in einer Situation, in der das Business auf dem Spiel steht.

Währenddessen geht die Diskussion um den Flash Mob vom letzten Wochenende weiter, und sie wird allenthalben tendenziös geführt, wie selbst ein Text in der SZ heute zeigt, wo Fabian Heckenberger so tut, als hätte die Hertha eigens neue, strenge Richtlinien für die Auswärtsfahrer herausgegeben. Im darauffolgenden Satz deutet der Autor an, dass er es besser weiß, dass ihm bekannt ist, dass das ganz genau so schon seit Jahren vor jedem Auswärtsspiel bekanntgemacht wird.

Aber die Suggestion eines nun erst plötzlich auf Durchsetzung von Regeln drängenden Clubs ist ihm wichtiger. So beuten alle das Ereignis aus, dem Preetz und Gegenbauer vermutlich das Hauptaugenmerk dieser Woche widmen mussten. Das nennt man wohl eine Anhäufung, fast schon einen Flash Mob von Problemen.

1 Kommentar:

Enno hat gesagt…

Der Text in der SZ ist mir heute morgen mit genau der gleichen Feststellung übel aufgestoßen. Danke, dass du diese tendenziöse Berichterstattung noch mal aufgreifst.