Sonntag, März 07, 2010

Kleinigkeiten

Für das 0:1 der Hertha beim HSV hatten Coach Funkel und Manager Preetz schnell den Schuldigen gefunden: Referee Fleischer hat nicht wirklich entscheidende Fehler gemacht, aber viele "Kleinigkeiten" gegen Berlin gepfiffen. Tatsächlich gab es vor allem zahlreiche falsche Abseitsentscheidungen (übrigens auf beiden Seiten), es gibt aber auch begründeten Zweifel daran, dass Herthas Offensivkräfte (Kringe!) eine der sich ergebenden Chancen verwertet hätten.

Zu den Erkenntnissen der letzten Spiele gehört nämlich auch, dass der weiterhin aktive und stellenweise gefährliche Ramos vor dem Tor nicht immer die Koordination und Ruhe hat, die er bei seinem sieben Treffern bewiesen hat. So blieb es gestern wieder einmal bei einem Lattenschuss.

Der Trainer hatte die Mannschaft zentral massiert, indem er Gekas für Dardai opferte. Das ergab ein System, das ich insgesamt in dieser Saison für Hertha gescheiter finde: Raffael zweiter Stürmer, zwei "Winger", zwei zentrale Kräfte, die durchaus aus offensiv werden können. Nach einer guten halben Stunde hatte sich der HSV mürbe gespielt, und die kampfstarke Hertha hätte nun ein wenig das Tempo anziehen können.

Aber in dieser Situation erwies sich eine Kleinigkeit, die für dieses Team charakteristisch ist: Es hat keinen Sinn für Spielsituationen, für Rhythmuswechsel (beigebracht bekommen), es spielt einfach weiter auf das hin, was sich ergibt. Da Hertha das verwaiste Kommando nicht übernahm, traf dann doch der HSV noch vor der Pause.

Die zweite Halbzeit gehörte Berlin, ohne dass der Besitz in einen zählbaren Erfolg umgewandelt worden wäre. Dazu fehlt es einfach weiterhin an den Grundlagen - wenn Kringe eine aussichtsreiche Konstellation durch eine Slice-Flanke ins Niemandsland vergibt, dann ist das nur symptomatisch für die mentalen und technischen Qualitäten dieser Mannschaft zu diesem schwierigen Zeitpunkt.

Der Coach brachte mit seinen Wechseln die Sache auch eher durcheinander als voran: Zuerst kam Wichniarek für Dardai (auch der Pole ist kein Flankengott), dann Gekas für Piszczek, und erst in der 83. Kacar für Ramos. Vielleicht ließ es der Fitnesszustand von Kacar noch nicht zu, aber die logische Einwechslung wäre gewesen: Kacar für Dardai nach 60 Minuten. Gekas und Wichniarek waren wieder einmal Vorgaben, Domovchyiski saß dieses Mal wenigstens wieder auf der Bank (er wird unser nächster Samba, bei seinem nächsten Verein wird er groß herauskommen).

So blieb es beim knappen Scheitern, und die Analyse der Verantwortlichen lag gar nicht falsch: Viele Kleinigkeiten fehlten zum Punktgewinn, die Unparteiischen steuerten ihren Teil zu den Kleinigkeiten bei. Es war, man muss es so sagen, einfach insgesamt ein dürftiges Match.

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