Mittwoch, Oktober 01, 2008

Sankt Patrick

Das war gestern ein Fußballabend für mich, der in zwei Welten stattfand, die nicht direkt aneinandergrenzen. Zuerst brachte sich die Hertha in Dublin zu einem schmeichelhaften torlosen Remis bei St. Patrick's Athletics, was den Aufstieg in die Gruppenphase des Uefacups bedeutete. Später zeigte Arsenal daheim im Emirates eine wunderbare, höchst lebendige Teamleistung, die mit einem 4:0 gegen den FC Porto belohnt wurde. Zur Hertha: Natürlich sind Spiele dieser Art, auf außerirdisch anmutenden Plätzen, vor noch weniger Zuschauern als vor zwei Wochen in Berlin, keine Sache, zu der man leicht ein Verhältnis gewinnt - zumal, wenn aus dem Hinspiel ein Vorsprung mit zwei Toren zur Verfügung steht. Es gibt aber individiduelle Aspekte. Immerhin wurde heuer der Kader so gestaltet, dass Stammplätze nicht auf jeder Position garantiert werden müssen. Deswegen haben mich gestern vor allem Lustenberger und Nicu interessiert, beide hätten gute Gründe, jedes Spiel zu nützen, um sich zu empfehlen. Der junge Schweizer wird aber zunehmend verzagter und unkonzentrierter, ich sehe nun schon sehr konkret das Dardai-Gespenst wieder Realität werden. Nicu zeigt sich defensiv schlecht orientiert und offensiv mäßig inspiriert - nachdem Stein gestern pausieren durfte (musste), ist die linke Seite jetzt schon eine Großbaustelle. Raffael bekam gestern einen kleinen Wutausbruch, nachdem er zur Hälfte der zweiten Halbzeit aus dem Spiel gehen musste - er muss sich auch ein wenig als Opfer eines überbelegten, qualitativ aber durchweg überschaubaren Mittelfelds vorkommen. Würde mich interessieren, wie detailliert der Coach ihm seine Rochaden erläutert. Und in welcher Sprache?
Zu Arsenal: Gestern stand zum ersten Mal meine Idealformation für diesen Herbst auf dem Platz. Almunia. Sagna-Touré-Gallas-Clichy. Walcott-Fabregas-Denilson-Nasri. Adebayor-van Persie. Die Eleganz dieser Elf war gestern phasenweise atemberaubend, sie hat ungeheuer viele Möglichkeiten, und trotzdem war die heißeste Szene des Spiels ein Porto-Konter, bei dem fünf Spieler auf einer Linie in rasendem Tempo das Feld überquerten, dazwischen nicht minder rasend die in Reichweite befindlichen Arsenal-Defensivkräfte, die verzweifelt herauszufinden versuchten, wo sie eingreifen könnten. Der Konter scheiterte schließlich an seiner eigenen Geschwindigkeit - zwar kam der Ball gut von rechts in den Fünfmeterraum, der heranrennende Mann war aber noch zu schnell und setzte ihn knapp über die Querlatte. So ein Manöver habe ich noch nie gesehen, es sollte ein Schulbeispiel auch für die Hertha werden. Von Patrick Ebert, der Herthas bisher besten Konter in diesem Jahr gegen Frankfurt so super abgeschlossen hat, hört man, dass er an der Leiste operiert werden muss. Er wird vier Wochen fehlen, und zwar wirklich - die Lücke konnte bisher niemand füllen.

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