Montag, Oktober 13, 2008

Verkaufen

Zwei Börsennachrichten, weil es gerade in die allgemeine Stimmung passt: Die Aktie von Borussia Dortmund hat einen historischen Tiefstand erreicht, sie notiert knapp über 90 Cents, vor acht Jahren hatte sie elf Euro gekostet. Das ist eine Unterperformanz, die nicht einfach parallel mit dem in der allgemeinen Liquidität ersaufenden Kapitalismus einher geht, sondern schon speziell mit dem Fußballstandort Deutschland zu tun hat. Die komplementäre Nachricht liefert dafür vielleicht sogar eine Erklärung: Die Aktie von Premiere wird von Analysten auf "Verkaufen" gestuft, es gibt ein Kursziel von 0,50 Euro (momentaner Stand 2,91), irgendwann stand das Papier einmal bei 40 Euro. Seither hat sich herausgestellt, dass der arrogante Bezahlsender nur 800000 Sportkunden hat, die wiederum vor allem wegen des Fußballs dabei sein werden. Das bedeutet, dass die Bundesliga niemals so irre Summen erwirtschaften wird können wie England oder Spanien, wo die Pay-TV-Angebote auf breiterer Basis durchgesetzt wurden und wo schon der Fernsehfußball ein teures Vergnügen ist (von den Stadionpreisen nicht zu reden). Nun könnte man daraus auch eine positive Lehre ziehen: Die Bundesliga mit ihrem Modell der auskömmlichen Wirtschaft hat sich von den Ausschlägen der Börsenwirtschaft gut abgekoppelt. Selbst der BVB spielt ja noch immer mit, und - nachdem die Hertha ihn vor ein paar Wochen aus Faulheit von der Kippe springen ließ - sogar wieder weiter oben. Es müsste der Buli jetzt nur gelingen, durch kompetente Arbeit an vielen Orten den internen Konkurrenzdruck so zu verstärken, dass die Mannschaften bei einem Antreten im internationalen Bereich nicht so geschockt sein müssen, wie sie es heute noch häufig sind. Vieles spricht dagegen, denn Systeme nivellieren sich häufiger auf ein Mittelmaß, so auch die deutsche Liga. Das ist auch all denen bewusst, die das Niveau mit Finanzspritzen heben wollen, wobei Manager Hoeneß von Hertha BSC bisher wenigstens nur von konservativen Kapitalisierungen gesprochen hat. Immerhin ist die Hertha so billig auch nicht, dass wir Fans sie kaufen könnten. Schade eigentlich, im Moment ließen sich viele Ersparnisse mobilisieren, schätze ich.

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