Sonntag, Oktober 19, 2008
Minimalismus
Gojko Kacar zeigt, wo die Hertha hin will: nach oben, in das Tabellendrittel hinter Hoffenheim. Sie will das mit dosiertem Aufwand erreichen, gestern gegen den VfB Stuttgart hat es funktioniert. Das Heimspiel endete 2:1, nach Führung durch Nicu in der ersten Halbzeit, Ausgleich durch Cacau nach einem Corner gleich nach der Pause und einem tollen späten Siegtreffer durch Gojko Kacar. In den meisten Medien wird das Spiel heute anders dargestellt, als ich es gesehen habe. Ich habe eine Hertha gesehen, die gut gearbeitet und den Schwaben den Zahn gezogen hat. In der ersten Halbzeit war allerdings wenig Nachdruck da, die meiste Zeit war Voronin mit seinem beeindruckenden Engagement auf sich allein gestellt, umgeben von dem zaghaften Nicu auf links, dem allzu lässigen Cicero und dem bissigen Dardai im Zentrum, dem unsteten Lustenberger auf rechts und der hängenden Spitze Raffael, der auf seiner Lieblingsposition allmählich in Fahrt kam. Hinten stand die Viererkette mit Chahed, Friedrich, Simunic und Stein so, dass individuelle Unzulänglichkeiten weitgehend folgenlos blieben. Entscheidend war, dass die Mannschaft in der zweiten Halbzeit und nach dem Ausgleich der Stuttgarter etwas für sie Neues entdeckte. Sie war hungrig, verlor aber nicht den Kopf, probierte einiges aus, und wurde mit einem großartigen Tor belohnt. Für dieses eine Mal muss ich sogar Abbitte bei Pal Dardai leisten. Er hat gestern gut gespielt und mit seiner Leidenschaft wesentlich für Zug nach vorn gesorgt. Dass der vertikale Pass in den leeren Raum (österreichisch: der Lochpass) nun schon zum dritten Mal in Serie funktioniert hat, hängt mit einer gewachsenen Laufbereitschaft zusammen und mit der Unverdrossenheit, die ein Fußballer einfach braucht, wenn er drei, vier Mal vergeblich startet - der fünfte Sprint findet dann Träsch einen Schritt zu weit hinten, das Abseits ist aufgehoben, den Rest erledigt Nicu. Die Hertha agiert minimalistisch in dieser frühen Saison, sie hat jetzt zehn Tore geschossen, aber nur neun bekommen. Sie ist, das wird Armin Veh zugeben, schwer zu spielen. Marko Pantelic sah das Spiel von der Ehrentribüne aus. Es kann ihm nicht gefallen haben, was er da sah: nach vier Jahren der absoluten Unentbehrlichkeit glauben jetzt nur noch die Medien daran, dass es ohne ihn in Berlin nicht geht. Coach Favre steht nun vor dem Problem, seinen Star wieder zu integrieren. Mein Mann des Spiels war aber gestern Voronin, denn sein Aufwand blieb ohne persönliches Ergebnis, und doch schuf er die Räume, in die Raffael und Kacar dann gingen.
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