Montag, August 22, 2011

Fuchs im Kasten

Nach drei Spielen und zwei Punkten kann man eine erste Zwischenbilanz über Hertha in Liga uno ziehen. Erstens und wichtigstens: Die Mannschaft ist konkurrenzfähig, es sollte machbar sein, einen neuerlichen Abstieg zu verhindern. Zweitens: Hertha muss aufhören, im Konjunktiv zu spielen.

Das 1:1 im Sonntagabendspiel in Hannover war das zweite Duselergebnis in zwei Wochen - das Spiel wäre zu gewinnen gewesen, hätte aber wohl verloren gehen müssen, da der Freistoßtreffer von H96 fast schon in der Schlussminute regulär war. Wenn wir wohlwollend sind, rechnen wir es der Akklimatisierung in der ersten Liga zu, dass die Leistungen nach wie vor insgesamt verhalten sind, dass die Mannschaft meist erst nach einer Stunde so richtig aus sich herausgeht (gegen den schwachen HSV war dies ein wenig anders).

Dass die Innenverteidigung anfällig ist, solange Hubnik nicht zurück ist, bleibt ein Faktum. Slomka hatte seine Mannschaft ganz eindeutig speziell auf Franz eingeschworen, eine rote Karte gegen Rausch wegen Ellbogencheck, wie sie im "Sportplatz" gefordert wurde, unterblieb. Immerhin behielt Franz in den Reibereien und Provokationen der ersten halben Stunde und auch danach die Nerven. Es bleibt aber ein Faktum: Mijatovic und Franz (und Ebert, ...) brauchten zu viele Fouls, der Gegentreffer durch Pinto war eine fast logische Konsequenz aus einer ganzen Reihe von Freistößen aus aussichtsreichen Positionen.

Mit dieser ungeschickten Aggressivität bringen sie Hertha in Schwierigkeiten. Dass Hertha spät doch noch den Ausgleich schaffte, hatte auch mit dem Coach zu tun: Er wechselte in der 75. Minute nicht konservativ, sondern ließ Ebert auf dem Feld, als er Rukavytsya (für Niemeyer) brachte, und der Potsdamer Junge eröffnete mit einem anspruchsvollen Doppelpass mit Lell den besten Berliner Spielzug des Abends, den Lasogga im Stil eines Weltklassestürmers abschloss - seine Bewegung im Strafraum war des englischen Ehrentitels "fox in the box" würdig.

Er machte damit die Konstruktionsfehler in der "Berliner Mauer" (kein Kommentator kam wohl um dieses Bonmot herum) wieder wett, die zum Gegentreffer geführt hatten. Dann gab es aber spät noch einen Freistoß (insgesamt eindeutig: zu viele Fouls), den Pander am ein wenig perplex aussehenden Kraft und Freund und Feind vorbei direkt aus großer Distanz versenkte - der Linienrichter aber hob die Fahne, und so kann man von einem Saisonstart sprechen, der zumindest Hoffnung auf mehr macht: mehr konkrete Ergebnisse, weniger Möglichkeitssinn. Die taktische Variabilität, die der Coach andeutet, könnte dazu beitragen. Und der gute Stern über Lasogga scheint weiterhin zu leuchten.

1 Kommentar:

Perrigrin Tuk hat gesagt…

Brillanter Titel, sehr gute Analyse. Danke für diesen Beitrag.