Mittwoch, August 24, 2011

Sukzessionsprobleme

In meinem Leben als Fußballfan ist gerade ein gravierender Umbruch zu verzeichnen. Lange war ich in der relativ komfortablen Position, dass ich am Wochenende meistens die Chance hatte, mich bei Arsenal von Hertha zu erholen. So war es zumindest in den Jahren mit Niko Kovac oder Falko Götz, von denen ich zu Thierry Henry und Arsène Wenger schalten konnte. Ich bin Fan von Hertha, und Fan von Arsenal, und mit zweiterer Vorliebe hatte ich doch irgendwie Anschluss an den Weltfußball.

Nun geht mir dieser Anschluss gerade verloren. Heute spielt der Arsenal FC einen CL-Qualifier in Udine (meinerseits verfolgt in der Bar dello Sport in Schöneberg). Und wenn die Chancen, dort zu bestehen, auch durchaus realistisches Ausmaß haben, so sind doch die Krisenzeichen unübersehbar. Arsène Wenger ist, so scheint es, in den Spätherbst seiner Arbeit in London gekommen.

Er vermag es nicht mehr, die richtigen Schlüsse zu ziehen, er scheint nicht einmal mehr zu sehen, wo die Probleme liegen, und so geht er nach dem Abgang von Fabregas (schon durch) und Nasri (so gut wie) sowie Clichy mit einem nicht mehr konkurrenzfähigen Kader und zahllosen Verletzten in die nächsten Wochen. Am Wochenende gegen Liverpool konnte man geradezu dabei zusehen, wie sich die Probleme auftürmten: Zuerst schied Koscielny mit einer bisher öffentlich unaufgeklärten Rückenverletzung aus (die Zahl der Blessuren wirft ein schlechtes Licht auf die Trainingsarbeit, das räumen inzwischen immer mehr Kommentatoren ein, und Arsenal hatte jahrelang eine sehr wohlwollende Presse), dann musste der begabte, aber unbändige DM Frimpong mit gelb-roter Karte vom Platz, am Ende schickte Kenny Dalglish Suarez auf den Platz, während Wenger Bendtner einwechselte, einen Stürmer, den im Emirates nur Wenige mögen und der auch verkauft werden soll.

Mann des Spiels war die meisten Beobachter der Linksverteidiger Enrique, der für acht Millionen zu haben gewesen wäre, aber eben nach Anfield ging, wo die neuen amerikanischen Besitzer in diesem Sommer bereits 57 Millionen Euro investiert haben. Bei Arsenal versprach Wenger, in der Transferperiode "sehr aktiv" zu sein, bisher war man hauptsächlich damit beschäftigt, die beiden Königsabgänge zu moderieren.

Entscheidend scheinen mir aber taktische Fragen zu sein. Das ganz auf Fabregas zugeschnittene 4-3-3 mit einem offensiv hinter van Persie "hängenden" Spielgestalter hat sich schon seit längerer Zeit abgenützt, weil es außer den überraschenden Überbrückungspässen von Fabregas wenig Produktionsmittel hervorbrachte. Solide pressende Mannschaften konnten Arsenal locker immer wieder nach außen abdrängen, es gab endlosen, sinnlosen Ballbesitz, zu wenig Laufarbeit in der Offensive, viel zu wenig Spiel gegen den Ball, und große Probleme in der Rückwärtsbewegung.

Heute ist ein richtungweisender Tag für den Arsenal FC, denn das Ergebnis wird auch die Aktivitäten der kommenden Woche bestimmen, in der wir nicht so sehr beim Auswärtsspiel im Old Trafford (das ich nicht als Einziger schon abgeschrieben habe), als bei den Transfers sehen werden, ob sich da ein großer Club gerade aus der Weltspitze verabschiedet (nicht für immer, notwendigerweise, die Standortbedingungen sind ja gut), ober ob es ein Comeback gibt.

Wenn ein Trainer aber über Wochen die Moral so den Bach hinuntergehen lässt wie AW, dann sind Zweifel angebracht. Nur die Mannschaft kann sie heute zerstreuen, die damit aber für einen Trainer spielen würde, um dessen Nachfolge man sich bei Arsenal auf jeden Fall schon einmal Gedanken machen sollte.

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