Sonntag, August 14, 2011

Luftstandpunkt

Patrick Ebert hat dann doch gespielt gegen den HSV, denn Coach Babbel hat sich zu einer anderen Maßnahme entschlossen, die sich als klug erwies: Er ließ Lasogga auf der Bank, dafür spielte Ramos im Sturmzentrum, er war der beste Herthaner bei einem 2:2, das gerade noch so zustande kam. Was die Statistik mit dem zweifachen Rückstand und dem späten Ausgleich nicht verrät ist, dass Hertha das Spiel hätte gewinnen können. Dem standen zwei eklatante Selbstschädigungen gegenüber (zuerst Mijatovic, später Franz), und eine suboptimale Chancenauswertung.

Immerhin sieht es nach der zweiten Runde schon so aus, dass der HSV das größere Stückwerk darstellt, während Hertha eine deutlich produktivere Kompaktheit an den Tag legte. Mit Raffael allein kann das nicht zu tun haben, auch Ottl nahm mehr am Spiel teil, und Lell war sehr häufig offensiv tätig (wenngleich seine Flanken in der Mehrzahl der Fälle grotesk waren). Die Fehleranfälligkeit beider Mannschaften ist für mich der Grund, dass ich den Fortschritt nicht überbewerten möchte.

Beim Herausspielen aus einer Situation tiefen Ballgewinns erinnerte mich Hertha häufig an die Favre-Elf von 2009, die auch fast alles mit "one touch" machen wollte, und dabei selten die nötige Präzision fand. Patrick Ebert (bei dem ich den Eindruck nicht los werde, dass ihn die blöde Frisur eben doch auch auf dem Feld beschäftigt) fiel besonders auf mit ungünstig nicht in den Lauf gespielten Pässen. Und auch seine Schüsse auch aus Standards waren gestern schon wieder halbherzig und unkonzentriert - er schwankt doch sehr in seinen Leistungen.

Was wir als den eigentlichen Gewinn aus dem Spiel mitnehmen können, ist die "Auswärtsformation", die Babbel gewählt hat: Sie beruht eben auf dem Umstand, dass Ramos erfahrungsgemäß seine besten Spiele als vorderster Stürmer macht. Sein Tempo, seine Passintelligenz, sein Aktionsradius, sein Kopfballspiel sprechen dafür, und Lasogga ist jung genug, um einen kleinen Schritt zurück zu verkraften. Mit Ramos als häufiger Anspielstation im Halbfeld funktioniert das Nachrücken besser, so kam Ottl mehr ins Spiel, und Hertha konnte richtiggehend Phasen dominieren.

Auf der Sollseite steht der Umstand, dass die beiden Innenverteidiger Mijatovic und Franz zwei weitere Gegentreffer zu verbuchen haben, und dies gegen einen stark verunsicherten Gegner. Es war letztendlich eine knappe Sache, denn Mijatovics Kopfball gegen Drobny drei Minuten vor Schluss hatte zwar etwas Majestätisches mit seinem extremen Luftstand, beruhte aber eben auch auf einem schweren individuellen Fehler des gegnerischen Torwarts.

Es fehlte nicht viel, und Hertha hätte das Muster von 2009 übernommen, mit ansehnlichen Leistungen ohne Punktgewinn. So aber steht der HSV sogar hinter Berlin, und in Hannover geht es nächste Woche gegen eine Mannschaft, die einen echten Maßstab bilden wird.

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