In Wick im hohen Norden Schottlands habe ich einen Fußballplatz gesehen und fotografiert, der wie eine Veranschaulichung des englischen Begriffs "uphill struggle" erscheint. Man kann ihn immer dann verwenden, wenn es um eine Herausforderung geht, die mit ungleichen Chancen verbunden ist - zum Beispiel um eine Rückrunde nach sechs Punkten aus der Hinrunde.
Oder ganz buchstäblich eine Halbzeit, in der einem der Ball immer entgegenrollt, wie es der Wick Academy F.C. also wöchentlich erlebt. Auf der langen und großartigen Zugfahrt von Wick nach Inverness hatte ich dann ständig das Gefühl, es ginge bergab, und zwar gewissermaßen den Globus hinunter, was natürlich nur eine Täuschung ist.
Am Samstagabend bin ich nach Glasgow zurückgekommen, von wo ich morgen heim nach Berlin fliegen werde. Am Abend habe ich in einem spanischen Stream noch Adrián Ramos dabei zugesehen, wie er mit Kolumbien gegen Peru um den Einzug in das Halbfinale der Copa América 2011 gespielt hat. BP werden aufgeatmet haben, nachdem Peru sich in der Verlängerung mit 2:0 durchsetzte.
Ramos wurde eine Viertelstunde vor Ende des Spiels gegen den EPL-Profi Rodallega ausgetauscht, der bei Wigan Athetlic spielt und von der TM-Seite mit 7,5 Millionen Euro beziffert wird, was in dem überhitzten Markt in England einen Verkehrswert von bis zu 17 Millionen Euro bedeuten kann. Nimmt man dann noch die 15 Millionen Euro, die Hertha oder zumindest die Berliner Tabloiden für Ramos in die Bücher schreiben, dann war das schon eine hochkarätige Auswechslung, die aber eher kontraproduktiv war.
Nicht, dass Ramos so brillant gespielt hätte, das ganze Match war eine fahrige Sache und hatte wenig Niveau. Aber bis zu diesem Zeitpunkt war Kolumbien doch zumindest die aktivere Mannschaft, und wäre der mit 25 Mille bezifferte Falcao nicht gestern ständig wie die Karikatur eines Mittelstürmers aufgetreten (meistens im Abseits), dann wäre Ramos wohl noch im Turnier.
Es wäre natürlich wünschenswert, dass der Weltfußball die Austragungstermine seiner Copas vereinheitlicht - aber das würde am Ende noch dazu führen, dass wir irgendwann drei oder gar vier Spielabschnitte haben, wie es die FIFA für Katar 2022 ja schon angedacht hat. Denn irgendwo ist es immer sehr heiß, wenn es anderswo angenehm kühl ist.
So wird es wohl noch eine Weile bei den saisonal antizyklischen, leicht unwirklichen Bildern aus fernen Ländern bleiben, auf denen wir gelegentlich Spieler sehen, die wir aus anderen, vertrauteren Zusammenhängen kennen - in die Ramos wohl nun bald zurückkommen wird müssen. Eine Woche Urlaub sollten BP ihm aber wohl doch noch gönnen.
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