Der heutige Tag hat drei für dieses Blog mehr oder weniger relevante Dinge mit sich gebracht: Ich habe Eric Cantona getroffen, nicht privat, sondern unter Aufsicht für zwanzig Minuten in einem Hotel, und es ging dabei nicht um Fußball, sondern um den neuen Film von Ken Loach, in dem er mitspielt. Beeindruckender Mann.
Zweitens hat Claudio Catuogno einen sehr schönen Text auf der Seite 3 der SZ geschrieben, der im Netz leider (noch?) nicht vorliegt, und an dem mich allenfalls gestört hat, dass er ein altes Zitat von Dieter Hoeneß zu einem Droh- und Wahrwort über die gegenwärtige Hertha ausgebaut hat, des Sinnes, dass es ohne ihn nicht geht. (Am Sonntag nach der Niederlage gegen den HSV sind ja schon zahlreiche Haberanten von Hoeneß aus der Deckung gekommen und haben laut und deutlich "Siehste, siehste" gesagt.)
Drittens hat Lucien Favre im Adlon eine Pressekonferenz gegeben, in der er nach allen Ausschnitten zu schließen ein weiteres Mal bestätigt hat, dass es ihm im dritten Berliner Jahr einfach nicht mehr gelungen ist, ein vernünftiges Verhältnis zu den Medien zu entwickeln - sein Vermögen und sein Wille, Fragen als solche zur Kenntnis zu nehmen und nach Möglichkeit auch sinnvoll zu beantworten, gingen schon lange gegen Null und ließen Herthas Kommunikation zu einer Parodie auf Landesmutter Merkels Kalmierungsdeutsch werden.
Inhaltlich war es dementsprechend konfus, was Favre von sich gab: Nein, Arne Friedrich hat nicht gegen ihn gespielt, nein, Wichniarek war nicht seine Verpflichtung, nein, Hertha hat die Trennung von Dieter Hoeneß nicht verkraftet. Ja, Hertha wird im Winter investieren müssen, und zwar zehn Millionen. Kein Wort davon, dass er noch vor Saisonbeginn die Hertha schon präventiv in das Armenhaus der Liga versetzte, dass er noch im Juli begann, sich innerlich und medial abzusichern gegen die schwere Aufgabe, die er doch allem Anschein nach gern mit Michael Preetz in Angriff nehmen wollte (und zwar gleich bis 2013 - zumindest diese bittere Ironie einer vorzeitigen nochmaligen Vertragsverlängerung blieb der Hertha erspart).
In einer schwierigen Situation sieht man schnell einmal nicht gut aus. Die Äußerungen heute sind für mich eine Fortsetzung vor allem der kommunikativen Überforderung, die Lucien Favre in den letzten Wochen erkennen ließ. Das ist alles jammerschade, denn gute Trainer sind rar, und er ist ein guter Trainer, der aber in Berlin auch persönlich eine Entwicklung hätte nehmen müssen, wie er sie sich von der Mannschaft erwartete - so aber bleibt ein etwas wehleidiger Mann zurück, der sich heute im Adlon für einen Job bei einem Club mit Geld bewarb. Bonne chance.
2 Kommentare:
Finde es, bei allen Fehlern, die er gemacht hat, ungerecht gegenüber Favre. Ja, er ist verschroben, sein kommunikatives Verhalten gegenüber den Medien (und vermutlich auch gegenüber Spielern?) war ein Problem, aber er hat bei dieser eigenartigen Pressekonferenz eben nicht "abgerechnet" oder "gepöbelt" (die B.Z. heute), sondern unerwartete Dinge gesagt, womit der Berliner Boulevard natürlich journalistisch nicht klar kommt. Der Kernsatz ist für mich: "Man kann eine Mannschaft nicht mit den Ideen verschiedener Personen aufbauen ." Genau das ist Favres Problem: Er hat sich etwas zugetraut, was in den meisten Vereinen nicht funktioniert, weil immer eine Handvoll Leute glaubt, Ideen zu haben, die gar keine sind, sondern Rohrkrepierer. Und er ist leider ganz offenbar von Temperament und Kommunikationsfähigkeit her nicht der Typus, der sich mit seinen Ideen durchsetzen kann. Das ist sein persönliches Dilemma gewesen.
Was die Umstände seines Abgangs, die schnellen Gerüchte über die Funkel-Verpflichtung und schließlich die Abschlachtung Sascha Burcherts abgeht, würde ich mich mal fragen, wer eigentlich den Berliner Boulevard ständig mit Informationen versorgt. Spieler, sogenannte Verantwortliche, Adabeis mit großen Ohren, die Kampagnen initiieren wollen, deren Folgen abzusehen sie zu dumm sind?
Grüße von Valdano
Valdano, sind Sie Peter Körte?
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