In einem Blog auf der Onlineseite der FAZ hat Peter Körte mit der Berichterstattung der Berliner Boulevardmedien über Lucien Favres Pressekonferenz vom Dienstag abgerechnet. Dafür gibt es sicher gute Gründe, die auch sprachmächtig zum Ausdruck gebracht werden, trotzdem glaube ich, dass der Auftritt von Favre, den ich allerdings meinerseits nur aus der Berichterstattung erschließen kann, ein gutes Bild für die Gründe seines Scheiterns ergibt.
Jeder Medienberater weiß doch, dass von einer Pressekonferenz mit dreißig Minuten vielleicht drei, vier Sätze übrigbleiben. Er wird also versuchen, diese Sätze mit Bedacht so zu setzen, dass auch die richtigen aufgegriffen werden und dass zweitens diese in sich einen gewissen Zusammenhang ergeben. Favre hat aber (viel vom Blatt lesend) rechtschaffen differenziert, hat sich und allen anderen einen nicht näher definierten Teil der Schuld gegeben und hat öffentlich Dieter Hoeneß teilrehabilitiert, was nun überhaupt niemandem hilft.
In Österreich gab es einmal einen Bundeskanzler, der durch das Geständnis berühmt wurde, dass alles sehr kompliziert ist. So ähnlich kommt mir auch Favre vor. Er ist intellektuell seriös, aber das ist nicht die Qualität, mit der man ein Fußballteam führt. Dass der Berliner Boulevard und vor allem die Zeitung, deren Werbeträger ich fortan auch nicht mehr erwähnen werde, ein Höchstmaß an Niederträchtigkeit an den Tag gelegt haben, kam übrigens bald nach Saisonstart doch ein wenig aus heiterem Himmel (Preetz hatte anfangs sehr gute Presse) und zeugt von dem unglaublichen Opportunismus dieser Branche.
Was Peter Körte als den "nachrichtlichen Wert" der Pressekonferenz bezeichnet, wäre dann genau das: dass ein kluger Trainer sich nicht mehr vermitteln konnte. Ein wenig liegt es schon auch an ihm selbst.
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