Friedhelm Funkel hat nun zum ersten Mal so richtig zum klassischen Vokabular des Abstiegskampfs Zuflucht genommen. Er hat sich gegen jede "Schönspielerei" verwahrt und auch angekündigt, dass es personelle Konsequenzen geben wird.
Interessanterweise taucht in dem gleichen Zusammenhang in voneinander unabhängigen Presseberichten plötzlich der Begriff "Großverdiener" auf, gemünzt auf Kacar (der, nach allem, was man wissen kann, keiner ist) und Raffael (der auch nur in der relativen Gehaltsstruktur eines armen Clubs wie Hertha als solcher zu bezeichnen ist). Woher dieser Ausdruck kommt, ob er am Ende sogar gestreut wurde, um die Spannung im Kader zu erhöhen, ist unentscheidbar - seltsam ist es allemal.
Die Vorgänge zeugen von der hohen Not, in der Funkel und Preetz stecken. Denn das, was der Trainer als "Schönspielerei" bezeichnet, ist der letzte Rest Qualität in der Mannschaft, und es wäre verfehlt, diese abzuschaffen, weil ihr das Team die Grundlagen entzogen hat.
Wer sind die Schönspieler? Raffael hat diesen Verdacht immer schon auf sich gezogen, weil er es tatsächlich manchmal an defensivem Engagement vermissen lässt (es gab aber auch Spiele, in denen er großartig bissig war), und weil er in schwierigen Situationen dazu neigt, zu viel allein zu wollen. Er ist aber auch das deutlichste Symptom für die Probleme der Mannschaft, in der wenige mit seiner Intelligenz mithalten können.
Seine Dribblings dürfen Funkel nicht verdrießen, sie schaffen Zeit, die Hertha dringend braucht in ihrem so oft überhasteten Offensivspiel. Cicero ist ziemlich sicher der zweite Fall von "Schönspielerei", wobei hier wohl vor allem körper- und leidenschaftsloses Spiel gemeint sein wird. Es ist rätselhaft, wie er heuer in eine so manifeste Form- und Motivationskrise geraten konnte - aber es verdient Beschäftigung, die über die bloße Strafversetzung auf die Tribüne hinausgeht.
Raffael ist kein Caio, es muss unbedingt verhindert werden, dass Funkel da einer kulturell bedingten Verwechslung erliegt. Einige Berichte erwähnten auch eine Blockbildung nach dem Spiel in Nürnberg. Die Brasilianer, also die zwei Schönspieler plus der Nullspieler Cesar, blieben für sich.
Es wird einiger Arbeit bedürfen, dieses Potential für die Mannschaft wieder nutzbar zu machen - mit bloßer martialischer Rhetorik wird das sicher nicht gelingen. Auch wenn der Existenzkampf, zu dem der Abstiegskampf seit Sonntag geworden ist, natürlich zu Beginn einmal nach starken Worten verlangt.
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