Ich will das ganze Gemurkse um Favre, Preetz, Hoeneß, Gegenbauer und darum, ob der Trainer irgendwann einmal "Fisch" statt "Schiff" oder "Schiff" statt "Boot" gesagt hat (sitzen wir alle im selben Fisch? nach dem Untergang wäre das immerhin noch ein Zeitgewinn), auf sich beruhen lassen, und wende mich vorläufig dem zu, was auch Friedhelm Funkel dieser Tage tun muss. Ich sichte das Personal, und beginne dabei mit der Defensive (in Klammern schreibe ich, wer den Spieler geholt hat).
2 Kaká (2008, Hoeneß/Favre, Vertrag bis 2012!) Innenverteidiger mit anständiger Größe (1,86), der niemals ausreichende Spielzeiten bekam, um seine nun schon notorischen Fehler (im Vorjahr im Heimspiel gegen Wolfsburg, Eigentor zuletzt gegen den HSV) in ausreichend Statistik verschwinden lassen zu können. Es heißt, Hertha hätte ursprünglich Geromel im Visier gehabt, Kaká war die Zweitbesetzung, und Favre hat daraus irgendwann die Konsequenz gezogen und ihn nicht mehr beachtet. Arbeitsauftrag: neuen Verein suchen.
3 Arne Friedrich (2002, Hoeneß, Vertrag bis 2012). Kapitän, Pressesprecher, Turm. Hat sich in seinen Jahren bei Hertha eher nach innen entwickelt als noch vorn, und das meine ich sowohl positionell, weil er auf die zentrale Defensive und auf eine passivere Spielanlage umgestellt hat, als auch insgesamt - er zehrt schon lange von seinem Nimbus, seine Autorität wirkt nun plötzlich häufig, als wäre er ohne die Hoffenheimer Rück, Jo Simunic, nicht voll versichert. Arbeitsauftrag: Spiele prägen.
4 Steve von Bergen (2007-2010, Favre) Einer der ersten Wunschspieler von Favre, intelligenter, schneller, moderner Innenverteidiger mit Potential in der Offensive. Nicht allzu groß (1,81), kann dies aber meist durch gutes Laufen wettmachen. Typ Vermaelen (FC Arsenal), minus Torgefahr und Weltklasse. Lässt sich gelegentlich düpieren (wie in Mainz), aber gilt das nicht auch für Serdar Tasci? Und den beobachtet angeblich halb Europa. Ich zähle auf Steve von Bergen, der mit Spielpraxis auch wieder Pässe und Vorstöße bringen wird. Arbeitsauftrag: Autorität.
5 Nemanja Pejcinoviv (2008-2010, Favre/Preetz) Junger Serbe, 21 Jahre, 1,84cm. Eigentlich Innenverteidiger, heuer meistens auf der linken oder rechten Außenposition eingesetzt. Er hat angedeutet, vor allem gegen Bröndby, dass er spielen kann, er hat aber auch gravierende Schwächen gezeigt, die vor allem das Zweikampfverhalten und das Spielverständnis betreffen. Wirkt häufig orientierungslos, schwer einzuschätzen. Arbeitsauftrag: Mentalbereich.
6 Christoph Janker (2009-2011, Favre/Hoeneß/Preetz) Kam als Ersatz für Sofian Chahed, dem er angeblich Vielseitigkeit voraus hat. Spielt meistens rechts außen, wurde in Hoffenheim in wenigen Minuten bis auf die Unterhose blamiert, hat aber andererseits offensiv von allen defensiven Außenspielern am meisten versucht und manchmal sogar eine Flanke zustande gebracht. Braucht Spielpraxis und Trainerzutrauen, könnte dann zumindest so gut wie Chahed an guten Tagen werden. Arbeitsauftrag: Rückwärtsbewegung, Flanken.
13 Marc Stein (2007-2011, Hoeneß) Kam von Hansa Rostock als hoffnungsvoller Außendecker mit Offensivdrang. Baute in Berlin sukzessive ab, ihm sind zahlreiche zugelassene Flanken anzulasten, die vor dem Tor nicht mehr zu entschärfen waren, im Spiel nach vorn wurde er immer uninspirierter, seine eigenen Flanken sind eine Qual. Seltsame Sache, der junge Mann gilt als relativ intelligent, auf dem Platz spielt er aber eher wie ein schlecht programmierter Roboter als wie ein kreativer Teilnehmer. Arbeitsauftrag: Einstellung (dann gelingen auch irgendwann die Flanken).
22 Rasmus Bengtsson (2009-2012, Favre/Preetz) Junger Zentraldefender, geholt auch wegen seiner Körpergröße von 1,86. War in einer konfusen Viererkette in dieser Saison bisher der konfuseste, lief schlecht, war körperlich schwach und hatte auch noch Pech. Muss noch einmal ganz vor vorn beginnen, es fehlen bisher Grundlagen für eine seriöse Einschätzung. Arbeitsauftrag: Grundlagen.
35 Shervin Radjabali-Fardi (2008-2011, Favre/Hoeneß, aus dem eigenen Nachwuchs) Der sehr junge Linksverteidiger wurde von Lucien Favre zu Beginn der letzten Saison ein paar Mal präsentiert und zeigte vielversprechende Ansätze: Dynamik, Technik, Robustheit. Geriet dann aber bald wieder in Vergessenheit, spielte zuletzt in den Überlegungen von Favre keine Rolle mehr. Was ist passiert? Das würde ich gern wissen, denn generell ist die Quote der Nachwuchsspieler bei Hertha ja sehr überschaubar, und von der "besten Jugendarbeit Deutschlands" spricht aus gutem Grund niemand mehr. Arbeitsauftrag: Aufzeigen.
Fazit: In der aktuellen Situation gebietet sich konservatives Verhalten, das spricht für eine Viererkette Stein - von Bergen - Friedrich - Janker, und zwar auf mittlere Frist und auch über ein, zwei individuelle Fehler hinweg. Mittelfristig muss links ein neuer Mann her.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen