Vor dem Heimspiel gegen Freiburg ist die Hertha auf den letzten Tabellenplatz gefallen. Die Lage ist schwierig, bisher konnte keiner der neuen Spieler entscheidende Qualitäten zeigen, stattdessen zeigen relativ bewährte Kräfte wie Cicero deutliche Schwächen. Keine der bisher vier Niederlagen in der Liga war so, dass sie unausweichlich war - es war jedesmal ein Resultat aus mangelnder Konsequenz und kollektiven Fehlern. Das deutet darauf hin, dass das Verhältnis zwischen Spiel mit und Spiel ohne Ball nicht stimmt. Der Trainer beharrt auch weiterhin darauf, dass das Team seine Probleme vor allem spielerisch lösen soll.
Dem steht der einfache Satz entgegen, mit dem der Mainzer Trainer Tuchel seine Nachwuchshoffnung Grimaldi gegen die Hertha ins Spiel schickte: "Mach Druck!" Die Hertha lässt sich in diesen Wochen zu leicht unter Druck setzen, weil sie selbst keinen Druck entwickelt. Druck auf den Gegner entsteht, wenn man ihm kaum Platz zum Spielen lässt. Hertha aber sucht ständig selbst nach Platz zum Spielen, und vergisst, die Gegner unter Druck zu setzen. Also gerät sie selbst unter Druck, gegen Gladbach eigentlich die ganze Zeit, gegen Bröndby im Auswärtsspiel, sogar dahim gegen eine Mannschaft wie Ventspils. Der Trainer, von dem die B.Z. schon behauptet, dass er die Stars mit seinem Training langweilt, braucht eine ganzheitliche Antwort.
Die Hertha kann sich nicht aus der Krise spielen, sie muss als Team eine Professionalität finden, die das Spiel erst ermöglicht. Inzwischen kommt der Druck sogar aus den eigenen Reihen. Das "Loch im Kopf", von dem Maximilian Nicu mit gewiss unabsichtlicher Drastik sprach, bezieht sich genau darauf - dass mit dem Druck das Selbstbewusstsein schwindet. Echte Sportler gewinnen aus dem Druck erst die eigentliche Motivation. Es wird sehr davon abhängen, ob der Trainer heute in seinem Kader elf Profis findet (und drei zum Einwechseln). Sonst kann es sein, dass er bald das Ventil wird, das den Überdruck ableitet.
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