Die Sache ist durch. Lucien Favre ist nicht mehr Cheftrainer bei Hertha BSC. Am Ende war es wohl tatsächlich Überforderung, in fast jeder Hinsicht: sprachlich, menschlich, sachlich. Jeder Trainer ist daran zu messen, wie er mit Situationen umgehen kann, die seinem eigenen Temperament zuwiderlaufen.
Die Hertha ist seit einigen Wochen in einer Situation, in der es um andere Dinge zuerst geht als um Taktik. Darauf hatte Favre keine Antwort, und zwar auch in jenem anderen unumgänglichen Sinn: Er konnte sich der Öffentlichkeit nicht mehr als kompetent vermitteln. Das muss ein wesentlicher Grund für seine Entlassung gewesen sein.
14 Spiele hat sein Fall nur gedauert, es begann im vorletzten Spiel der letzten Saison mit einem Akt des Hochmuts, als er den Kapitän gegen Schalke 04 auf der Bank ließ. Die Einkäufe für diese Saison hat er - unter desaströsen finanziellen Vorgaben - wesentlich mitverantwortet, immer deutlich erweist sich dabei, dass dieser Kader nur unter optimalen Bedingungen (Drobny, Friedrich, von Bergen, Cicero, Kacar, Raffael, Ebert dürfen sich nicht verletzen) eine konkurrenzfähige Mannschaft (und vielleicht bis zum Dezember keine brauchbare Viererkette mehr) hergibt.
Karsten Heine wird die Mannschaft in Lissabon betreuen, vielleicht sitzt schon am Sonntag gegen den HSV der Nachfolger auf der Bank. Dann bin ich gespannt, wen er aufstellt. Ich erinnere mich noch an die Anspannung vor zwei Jahren, als Hertha einen Trainer suchte, und ich werde nicht vergessen, wie einverstanden ich mit der Entscheidung für Favre war.
Die Fortschritte in den beiden Jahren waren sichtbar, nun wurde er ein Opfer extrem schwieriger Verhältnisse, einiger Fehlentscheidungen und letztendlich doch einer gewissen Blauäugigkeit. Merci pour votre effort, Monsieur Favre!
2 Kommentare:
Die Zeitung, für die ja leider nicht nur Lahm Werbung macht (wenn es sich denn wirklich um eine Zeitung handelt), hat mal wieder den sogenannten Loddar angerufen. Als Nicht-Hertha-Fan muß ich sagen: Das ist keinem Verein zu wünschen. Keinem! Und Namen wie Röber oder Meyer bauen einen auch nicht auf. Dieser Schlamm, mit dem Berliner Boulevard um sich geworfen hat, ist dermaßen widerlich, daß man sich nicht wundern müßte, wenn kein arbeitsloser Trainer Lust auf den Job hätte. Daß Favre nicht mehr zu halten war, ist das Eine; auf welche Weise sein Kopf gefordert worden ist von Leuten, die nichts in demselben haben, ist das andere. Ich hoffe, Favre gestaltet seinen Abscheid auch weiterhin mit Stil und überläßt das Nachkarten seinem Co-Trainer, dessen Äußerungen einen fragen lassen, was desaströser war: a) das Klima in der Mannschaft, b) das Krisenmanagement des Trainerstabs, c) der Quietismus des Vorstands und des Managers, denen a) und b) nicht entgangen sein kann? Gruß von Valdano
14 Spiele?
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