Freitag, Juli 03, 2009

Thronfolgen

Der neue Stürmer der Hertha ist ein (inzwischen) alter Bekannter: Artur Wichniarek (32) kommt von Absteiger Arminia Bielefeld, er kostet 700000 Euro und deutlich weniger Gehalt, als Marko Pantelic erhofft hatte. Eine mutige Entscheidung von Michael Preetz und Coach Favre, mutig angesichts der großen Widerstände, die manche Fans überwinden werden müssen, denn Wichniarek war schon einmal bei der Hertha, von 2003 bis 2006.

Die Gegner werden sich wohl weniger fürchten vor dem polnischen Angreifer, der sich hoffentlich über den Sommer wieder die Haare wachsen lässt nach der ein wenig pathetischen Trauerglatze vom letzten Frühling. Ich habe seinerzeit gern den naheliegenden Ruf vom "König Artur" ins Olympiastadion vernehmen lassen - dieses Blog, das demnächst fünf Jahre alt wird, ließ es sich damals immer wieder angelegen sein, Wichniarek gegen seine Verächter zu verteidigen. Man wusste 2003 noch nichts von den Anforderungen eines Trainers wie Lucien Favre, aber Wichniarek hätte sie alle erfüllt: er lief gut, spielte intelligente Pässe, und schloss selbst ab. Leider de facto nur ganz selten.

Er wurde von Huub Stevens und Falko Götz grob missverstanden, und stand somit sogar noch im Schatten von Fredi Bobic, dem Manager Hoeneß damals jenen Rentenvertrag gegeben hatte, in den Favre jetzt für Marko Pantelic nicht mehr einwilligte. Und so muss dieser Transfer auch gesehen werden: Wichniarek ersetzt im Planspiel von Favre das serbische Idol Marko Pantelic - dazu wird er auch in der Lage sein. Insgesamt wird aber mehr Bewegung im Angriff herrschen: Chermiti und Domovchyiski werden ihre Chancen bekommen, ich kann mir gut vorstellen, dass auch noch ein weiterer junger Angreifer verpflichtet wird.

Die Hertha ordnet sich mit ihren Transfer brav hinten ein, sie erhebt nicht den Anspruch, die Top 5 zu verteidigen, sie will allenfalls wieder für Überraschungen sorgen. Den Thron, den König Artur seinerzeit nie bestiegen hat, hatte Marko Pantelic nun vier Jahre souverän inne. Da er zur Abdankung gezwungen wurde, ist jetzt wieder Platz für ein interessantes Manöver - die Hertha im Aufbruch setzt sich die Tarnkappe des "ancien régimes" auf. Allez!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Erhalte der Fußballgott Dir Deinen Optimismus! Habe Wichniarek letzte Saison oft genug als völlig vereinsamte Spitze gesehen, er hat wirklich sehr viel gearbeitet, viele unpräzise gespielte Bälle erlaufen, um sich dann ohne Abspielmöglichkeit von Abwehrspielern umzingelt zu sehen, was natürlich in der Regel zu Ballverlusten führt. Mal davon abgesehen, dass seine Chancenverwertung im Laufe der Saison immer schlechter geworden ist, frage ich mich schon, ob er sich in Favres Konzeptfußball überhaupt wird einbinden lassen. Gruß von Valdano

marxelinho hat gesagt…

Valdano! Denk dir Wichniarek umgeben von Raffael, Ebert, Kacar, Cicero und Nicu - dann werden der Kombinationsmöglichkeiten viele sein, und Artur wird zur Stelle sein, wo man ihn braucht - nicht immer, aber immer noch oft genug, um diesen Vertrag zu rechtfertigen. Wichniarek tauscht die von dir beschriebene Bielefelder Einsamkeit gegen ein Kollektiv, in dem er noch einmal glänzen kann.

Anonym hat gesagt…

Ich bin überzeugt, dass mit Wichniarek ein guter Schachzug gelang. Immerhin macht er im Schnitt alle 4 Bundesligaspiele ein Tor, dies trotz seines unglücklichen Engagements bei Hertha und dem anderen bei Bilefeld, ebenfalls nicht ein Verein mit Offensivspektakel. Diese Quote erreichte Marko Pantelic nicht ganz. Zudem passt der mannschaftsdienliche Wichniarek besser in das Konzept von Favre als der egozentrische Pantelic.