Dienstag, Juni 23, 2009

Wühltisch





Der ZDF-Reporter Béla Réthy sprach gestern dauern von dem "zweiten Anzug" der englischen U21, gegen den der deutschen Nachwuchsmannschaft nur ein 1:1 gelang, damit aber immerhin die Qualifikation für das Halbfinale. Réthy hatte von den meisten englischen Spielern noch nie etwas gehört und schloss daraus, dass jeweils nur deren Mutter von ihrer Existenz überhaupt etwas wusste.

Der Reporter war dann auch über die neunzig Minuten in Halmstad, vor vier Jahren Ort eines denkwürdig undenkwürdigen 1:0-Siegs von Hertha BSC im Uefacup, meistens im falschen Film. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die englische U21, die auf ihre besten Kräfte lange Zeit verzichtete, auch Fußball spielen könnte. Immerhin gestand er nach einer Weile zu, dass dieser "zweite Anzug (...) nicht vom Wühltisch" stammte. Einer er Leidtragenden von Réthys indisponiertem Kommentar war Patrick Ebert, der an ungewohnter Stelle, nämlich im defensiven Mittelfeld links neben Khedira aufgeboten wurde.

Dem Herthaner gelang gestern tatsächlich wenig, was Réthy aber nicht so richtig verstand, war der Anteil der Engländer daran. Sie waren ganz einfach die bessere Mannschaft, aggressiver, technisch versierter und geduldiger. Ebert versuchte immer wieder den schnellen und überraschenden Pass, für die damit einhergehende Fehlerquote war aber gestern kein Platz.

Weil die ganze Betreuerriege anscheinend jetzt ein wenig unzufrieden ist, könnte Ebert im nächsten Spiel wieder auf der Bank sitzen. Horst Hrubesch ist sicher ein guter Typ, gestern müsste ihm aber das Spiel der Engländer doch sehr zu denken gegeben haben, in die Richtung nämlich, wie er mit einem 4-6-0-System auf Dauer gegen variable Gegner bestehen will. Im Sechsermittelfeld war Patrick Ebert so weit hinten, wie er es nicht gewohnt ist und wie es auch seinem Stil nicht entspricht - er braucht Platz, um seine Dynamik auszuspielen. Außen schafft er sich den Platz durch Antritt oder Volte, im Zentrum fehlt ihm noch die Ruhe für den kühlen, kürzeren Pass.

Die Engländer, deren Mannschaft auch deutlich jünger war als die deutsche, gefielen mir sehr gut, auch wenn die Arsenal-Stars Walcott und Gibbs gegen Ende nicht mehr viel ausrichten konnten oder wollten. Hoffentlich treffen die beiden Auswahlen im Finale noch einmal aufeinander, dann ist vielleicht auch Béla Réthy vorbereitet.

3 Kommentare:

jens [catenaccio] hat gesagt…

Unerträglich der Bela gestern. Wirklich unerträglich. Das Problem von Kommentatoren ist in der Regel, dass sie Dinge schlecht reden und nie gute Dinge erwähnen.

Marco hat gesagt…

Genaugenommen war Göteborg der Ort des bescheidenen Auftretens gegen Halmstad BK.

marxelinho hat gesagt…

thanx, marco, ich saß damals in einem hotelzimmer in wien und musste mit der unsäglichen dsf-übertragung vorlieb nehmen, deswegen war mir das detail nicht mehr präsent