Das war nicht ungeschickt, wie die Hertha das am Sonntag gelöst hat. Um 18h40 ging die Pressemitteilung über die einvernehmliche Trennung von Manager Hoeneß hinaus - gerade noch rechtzeitig, um die Nachricht am Montag überregional in den Printmedien zu haben, aber zu spät, um noch viel Recherche zuzulassen. Kurz vor Mitternacht ging Präsident Gegenbauer dann noch ins Sportstudio des RBB und gab dort - geschminkt wie eine Tonvase - auch nicht viel mehr preis, als dass es einen Handschlag mit Dieter Hoeneß gab, dass also ohne Skandal geschieden wurde.
Wer genau hinhörte, mochte auch noch einen Rest von dem Druck aus der Stimme heraushören, den Gegenbauer und Michael Preetz sich jetzt aufgeladen haben. Denn sie haben mit Dieter Hoeneß ja nicht nur eine übermächtige Figur entsorgt, sondern auch einen Prellbock. Jetzt stehen die sportlichen Macher der kommenden Hertha, der Coach und sein Sportdirektor, direkt in der Pflicht.
Idealerweise ist das ganze Manöver genau das, was es noch brauchte, um Lucien Favre eine Perspektive zu geben, die ihn über die wirtschaftliche Zwangslage hinausdenken lässt - sein Projekt ist nun für meine Begriffe neu zu justieren und sollte in einem längerfristigen Rahmen gesehen werden als die Vertragsfrist 2011, denn die nächsten beiden Jahre werden wohl weitere "Übergangsjahre".
Nebenbei bin ich gespannt, das das Revirement für die Scouting-Abteilung bedeutet, namentlich für Rudi Wojtowicz. Die Medien haben sich gestern und heute noch einmal weitgehend mit alten Geschichten über die dürre Nachrichtenlage hinweggeholfen. Lustig und neu war für mich der Insidername "Ufa", den Michael Jahn in der Berliner Zeitung enthüllte: Dieter Hoeneß galt den Journalisten als "Uli für Arme", und damit ist auch die größere Konjunktion angedeutet, in die der Abgang von Dieter Hoeneß gehört. Sein Bruder Uli tritt bei Bayern ja auch zurück, damit endet das Zeitalter der Dinosaurier in der Bundesliga. So sehen es zumindest die Kommentatoren. Ich sehe nach vorn, dass sich die Hertha neu aufgestellt hat. Besser - weil mutiger - hätte die Saisonvorbereitung nicht beginnen können.
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