Lucien Favre hat in der Schweiz die Hertha hässlich gerechnet. Er hat die finanzielle Situation auf einen Tabellenplatz umbilanziert und sieht die Mannschaft auf den Plätzen 11-13, neben Eintracht Frankfurt "etwa so". Dass er insgesamt eine Neigung zum Tiefstapeln hat, ist nach dieser Saison kein Geheimnis mehr. Er reizt aber, indem er die in der Tat unerfreulichen und spezifisch komplizierten Berliner Gebarungsumstände so stark auf die sportlichen Verhältnisse überträgt, seinen persönlichen Spielraum allzu stark aus. Denn natürlich will er damit ja nur noch deutlicher den Abstand herausstreichen, den er mit seiner Arbeit auf dem Platz zustande gebracht hat.
Er nimmt den Druck in erster Linie von sich, dabei könnte er doch auch Faktoren geltend machen, die in diesem Sommer für die Hertha sprechen: Der Kader muss nicht mehr radikal umgebaut werden, die Mannschaft hat einige grundlegende Lektionen schon gelernt, während der HSV oder Bayer 04 wieder mit einem neuen Coach von vorne anfangen müssen, Werder Bremen den Kader deutlich erneuern muss und Schalke einmal das erste Magath-Jahr überstehen muss. Zwischen Platz 3 und 9 liegen in der Bundesliga kaum Qualitätsunterschiede, und Favre sieht die Hertha mit Recht budgetär am unteren Ende dieser Gruppe. Aber es ist eben auch ein Bereich, im dem sich sportlich noch viel kompensieren lässt - nicht auf lange Frist, aber doch für den Moment, da Favres Transferpolitik erste Erfolge erkennen lässt.
Berlin hat viele Jahre aus seinen Standortfaktoren nicht viel gemacht, in diesem Jahr aber erkennen können, was möglich ist, wenn die Mannschaft attraktiv auftritt. Dazu gehört auch, der Situation, in der man steckt, nicht noch einen Trauerflor umzuhängen. Aber vielleicht ist das alles in der Zeitung "Blick" nur ein wenig wehleidig dargestellt worden, was Lucien Favre aus dem Urlaub in aller Nüchternheit vermeldet hat. Die Herausforderung hat er längst angenommen, das kann er durchaus auch öffentlich ein wenig mehr vermitteln. Es sei denn, er reflektiert wirklich auf den HSV. Das fände ich allerdings wenig intelligänt.
3 Kommentare:
ich hoffe, die fans werfen die schreibtische in der geschaeftsstelle um, sollte hoeness das engagement favres riskieren! ich wuenschte, der print braechte sommerloecher statt hiob.
gute nacht, sage ich da.
liebe natalie, die saisonpause bringt es mit sich, dass fussballverrückte wie wir alle auch noch so vagen gerüchte mit intensiver aufmerksamkeit bedenken. erinnere mich noch gut, wie es während der trainersuche vor zwei jahren war. erik gerets? da müssen wir durch, durch den wust an vagem zeugs, es hilft uns über das sommerloch hinweg.
So wie ich den "Blick" kenne, kann man nicht jedes wort für bare Münze nehmen. Lucien Favre wird dies alles halb so dramatisch ausgedückt haben.
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