Offiziell ist zwar noch nichts, aber alle einschlägigen Berichterstatter sind sich inzwischen darin einig, dass der Rücktritt von Manager Hoeneß nun wohl recht zügig vollzogen werden soll. Rücktritt dabei durchaus im "transitiven" Sinn des Wortes: Der starke Mann bei Hertha BSC seit 1997 wird zurückgetreten, und zwar von einer Koalition innerhalb des Vereins, die sich im letzten Jahr gebildet hat. Sie besteht aus Coach Favre, Leiter (der Lizenspielerabteilung) Preetz und Präsident Gegenbauer.
Als Beobachter, der weitgehend in der Mediendistanz verweilt, muss ich zuallererst das enorm disziplinierte Verhalten von Michael Preetz bemerken - er hat es geschafft, das ganze Jahr über an keine Bredouille so richtig anzustreifen, er hat kaum einmal den Mund aufgemacht, und ist dabei die ganze Zeit unverbrüchlich neben dem Trainer gesessen und gestanden. Das hat schon Züge von Kreml-Disziplin, wie er sich dabei niemals in irgendeiner Form gegen Hoeneß (Breschnew) aus der Reserve hat locken lassen.
Ich vermute einmal, dass die Zwistigkeiten über den wirtschaftlichen Kurs der Hertha eine mindestens so große Rolle spielen wie das Getöse wegen der Transferhoheit - Hoeneß steht auch jetzt noch für kreative Buchhaltung und "Sonderfinanzierungen", während die Hertha gut beraten ist, so viel Evidenz wie möglich in die Bücher zu bekommen. Dass Favre einen soliden Ausgabenkurs vom Temperament her mittragen würde, können wir annehmen.
Dass Gegenbauer den Verein kaputtsparen möchte, kann im Moment noch kein Thema sein, da erst einmal eine seinerzeit von Hoeneß in schwerer Stunden aus dem Ärmel gezauberte Millionenanleihe zurückgezahlt werden muss (ich erinnere mich noch an das damals doch tatsächlich gestreute Argument, dass die entsprechenden Dokumente für die Zeichner der Anleihe so hohen Fanwert hätten, dass viele sie lieber behalten könnten als schließlich die verzinste Einlage dafür zurückzufordern, ha ha).
Da haben die Medien also seit Donnerstag bei der Hertha eine Zuspitzung provoziert, für die jetzt tatsächlich der beste Zeitpunkt ist. Der Trainer kommt aus dem Urlaub zurück, und findet eine Situation mit neuen, klaren Zuständigkeiten vor - wenn das wirklich so ausgehen sollte (offizielle Aussagen fehlen wie gesagt noch völlig), dann könnten wir dahinter vielleicht sogar ein Meisterstück herthanischer Innenpolitik sehen, bei dem mich nur zu brennend interessieren würde, wer der "Kopf" hinter dieser Ranküne ist. Am Ende Lucien Favre selbst?
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