Donnerstag, April 24, 2008

Halbfinale

Am Dienstag waren wir in der American Academy, um einem alten Mann aus New York bei einem Abgesang auf das Kino zuzuhören. Kein wichtiger Beitrag, aber ein schöner Abend, dessentwegen wir Liverpool-Chelsea versäumt haben, das bessere der beiden CL-Halbfinals. Besser, weil Liverpool, wie ich in der Nacht gesehen habe, doch deutliche Vorteile über Chelsea herausspielen konnte. Geholfen hat es nicht viel, Riise egalisierte in der letzten Minute mit einem unbeholfenen Defensivkopfball aus dem eigenen Fünfmeterraum über Reina hinweg unter die Latte die Führung durch Kuyt aus der ersten Halbzeit. Wird trotzdem ein offenes Spiel an der Stamford Bridge. Chelsea ist einfach nicht stark heuer, kann aber trotzdem u.U. sogar das große Double schaffen. Gestern spielte dann Barcelona gegen MeanU, wieder einmal eine Lehrstunde, die auf die ganze Saison ausstrahlte. Denn das Spiel wurde auf den Flügeln entschieden, nicht so sehr durch das, was dort geschah, als das, was unterblieb. Rooney und Park spielten gestern Assistenten für Hargreaves und Evra, die beiden Außendecker. Zambrotta und Abidal waren wegen der potentiellen Konter so nervös, dass sie kaum einmal nach vorn kamen. Dadurch fehlten die Anspielstationen für schnelle Kombinationen abseits des dicht zugestellten Zentralraums. MeanU spielte im Grunde das perfektionierte Chelsea-System aus den letzten Jahren, ein 4-6-0 (Tevez war gestern ständig vor dem eigenen Sechzehner), das in den seltenen Fällen eines Gegenangriffs natürlich weit nach vorne geschoben wurde. Gegen diese Perfektionierung des Western-Schemas von Wagenburg und kurzen strategischen Ausbrüchen gibt es nur dann ein Mittel, wenn die Außenbahnen und das Zentrum gut harmonieren. Arsenal konnte heuer deswegen so lange den Takt vorgeben, weil sie in Clichy und Sagna zwei Ausnahmekönner haben, und nicht zufällig war es auch in diesem Fall eine Verletzung (Sagna gegen Chelsea) und ein taktischer Irrtum von Wenger (er stellte Touré nach rechts, anstatt den dort versierten, weiter vorne ratlosen Eboué spielen zu lassen), der das Gefüge auseinanderfallen ließ. Gerrard bereitete in dieser neuralgischen Zone das erste Tor für Liverpool im CL-Match vor, Touré verursachte eine Woche später den Elfmeter an Babel, weil er es nicht gewohnt ist, einen schnellen Flügelspieler zu verfolgen. Barcelona spielte gestern schleppenden Fußball, perfekt im Detail, uninteressant in der gesamten Anlage. MeanU gab eine Demonstration der Stärke, die sich nur noch selbst schädigen kann: Ronaldos Elfmeter in der zweiten Minute war so überheblich geschosssen, dass die Nachwirkungen noch nächste Woche zu verspüren sein werden. Denn der FC Barcelona kann nun noch ein Auswärtstor schaffen. MeanU aber nicht mehr. Tevez muss dann raus aus der Wagenburg, auf das offene Terrain, das sie gestern weitgehend preisgegeben hatten.

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