Samstag, April 14, 2007

Sperre

Josip Simunic hat diese Woche dem Kicker ein interessantes Interview gegeben, in dem er nicht nur formuliert hat, dass alle Fussballer "Drecksäcke" sind, sondern auch wie ein Führungsspieler gesprochen hat - er habe schon in Herbst den Coach darauf aufmerksam gemacht, dass die Leistungen nicht stimmten. Im heutigen Spiel gegen Bochum ist er gesperrt - was macht ein Fussballstar in Berlin, der nicht zum Abstiegskampf mitfahren darf. Ein Freund und Korrespondent dieser Seite weiß Bescheid: "Das Freizeitverhalten der Hertha-Profis ist mit Recht kaum erforscht - wenige Erkenntnisse warten in diesem Feld. Am Freitagabend jedoch betrat der fürs Bochum-Spiel gesperrte Joe Simunic gegen 21 Uhr 30 eine sogenannte Sportsbar in Schöneberg. Dekoriert mit Schals und anderen Fan-Insignien, mit handsignierten Spielertrikots kroatischer Helden hinter Glas, ist das ethnisch homogene Publikum hier tolerant genug, sich auch ein Pantelic-Trikot anzuschauen oder eines der bosnischen Nationalelf. Es gab in einem Nebenzimmer, in der bei Bedarf sonst ein zusätzlicher Fernseher aufgestellt wird, offenbar eine kleine Feier. Weiße Tischdecken lagen da, Lieferanten, vermutlich aus einem jener Restaurants, von denen wir früher sagten: „Gehen wir zum Jugo?“, brachten etwas zu essen. Simunic, der eine kleine, flache Umhängetasche überm geringelten T-Shirt trug, nahm Platz, verzehrte Grillfleisch undefinierter Herkunft, nahm ein Glas Rotwein zur Hand, an dem er maßvoll nippte, und später ließ er noch einen größeren Schein im Spielautomaten verschwinden. Was ein paar Gäste zu ihm sagten und was er daraufhin erwiderte, war leider nicht zu verstehen. Simunic hatte zu dieser Stunde offenbar keine SMS mehr zu verschicken, bewies aber auch in der Freizeit ein marginales Interesse an seinem Beruf: Ab und an drehte er den Kopf zum Fernsehschirm, um den gehobenen Zweitligafußball von Mönchengladbach und dem HSV zu verfolgen, wandte sich dann aber rasch wieder seinem Grillfleisch zu. Man wäre dann, so gegen 22 Uhr 20, am liebsten aufgestanden, zu ihm gegangen und hätte gesagt: 35 Punkte, Joe, wie ihr, 35 Punkte, damit steigt man ab. Kann also nichts schaden, sich mental schon mal ein bißchen auf die zweite Liga einzustellen. Bei Verlassen des Lokals, gegen 22 Uhr 30, sass Joe immer noch da." Auch ein Star ist, was er isst (und trinkt). Danke, Valdano!

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