Mittwoch, April 11, 2007
Coach Götz
Da er nun gekündigt ist, sollte Coach Götz auch ein Zeugnis bekommen. Allgemein heißt es, er hätte die Mannschaft nicht mehr erreicht. Dies sind für mich die Gründe, die wirklich dafür sprachen, die Zusammenhalt zu beenden. 1) Die Verteidigung: Sie hat sich im dritten Jahr kontinuierlich verschlechtert. Der Fall Simunic bedarf eigener Erörterung, aber es ist doch auffällig, wie sehr Götz diesen "Führungsspieler", der für teures Geld an den Verein gebunden wurde, quasi für selbstverständlich nahm, über alle Fehler und Schlampereien und Aussetzer hinweg, und trotz seiner Apathie im Aufbauspiel. Statt dazu eine Alternative aufzubauen, vernachlässigte er Samba und ließ dessen Verkauf zu. Er forderte Fathi öffentlich heraus, hat ihm aber anscheinend im Training wenig Hilfestellung gegeben. 2) Standardsituationen: Nicht nur defensiv, sondern auch offensiv ein Debakel, und dadurch ein deutlicher Hinweis auf schlechtes Training. Erst in jüngster Zeit tritt Ebert die Freistöße (sofern es nicht auf Kunstschüsse hinausläuft, die Bastürk oder Gilberto versemmeln durften), er bringt auch Qualität in die über drei Jahre und auch schon in der Zeit mit Marcelinho dürftigen Eckbälle. 3) System: Die Hertha unter Götz spielte einen technisch anspruchsvollen Kombinationsfussball, der in guten Momenten toll aussah, zu dem die Mannschaft aber eine Grundlage (kämpferisch und technisch) braucht und eine Alternative, wenn es mal nicht so locker durch die gegnerischen Reihen geht - dann wäre zum Beispiel ein dynamisches Flügelspiel eine Möglichkeit, die aber meist unausgeschöpft blieb. 4) Charakter: Die Hertha hat in den drei Jahren sukzessive an Charakter verloren, sie vermag mit Überlegenheit nicht umzugehen (schlimmstes Beispiel: das Spiel bei Bayer 04 in der Hinrunde), sie strahlt keine Autorität und Professionalität aus. Die Pantelic-Krise, mit der die Hertha-Krise im Frühjahr begann, hätte man frühzeitig erkennen und "behandeln" müssen - sie war schon vor dem HSV-Match, als er den Elfmeter verschoß, erkennbar. 5) Basics: Dass Götz angeblich einen hilflosen Versuch unternommen hat, die Ernährungsgewohnheiten der Profis zu ändern, zeugt davon, dass diesem Bereich anscheinend nie grosse Aufmerksamkeit gezollt wurde - so laufen und schnaufen die Profis auch, man kann das bei Heimspielen live beobachten, welche Defizite da deutlich werden. Sie waren alle in der Hinrunde schon sichtbar - ein guter Trainer hätte sie erkannt und gegengesteuert. Falko Götz aber träumte von einer Supermannschaft, die ihm unter den Händen zerfiel.
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