Sonntag, November 19, 2006

Westfalenstadion


Respekt, wem solcher gebührt: Coach Götz hatte die Hertha gestern beim Auswärtsspiel gegen Borussia Dortmund deutlich interessanter aufgestellt, als es nach der Verletzten- und Gesperrtenliste zu erwarten gewesen war. Weil Gimenez an der Wade laboriert, und Boateng sich in fast jedem Spiel eine gelbe Karte holt (wodurch er dieses Mal gesperrt war), mußte die Offensivabteilung neu gedacht werden. Der Coup war die Nominierung des jungen Chinedu Ede auf links, wodurch Gilberto in die Zentrale und Ashkan Dejagah eher nach rechts - bei insgesamt ständigem Rochieren - ging. Schmidt und Chahed machten vor der Viererkette die Schwallmauer, und Pantelic sah sich in der eigentlich ungeliebten Rolle des Lone Strikers. Der perfekt geschlagene lange Flankenfreistoß zum 1:0 durch ein Kopfballtor von Andreas Schmidt kam von Ashkan Dejagah. Marcelinho war in diesem Moment endgültig vergessen. Das 2:0, das auch früh fiel, ließ mich vor dem Fernseher in die Knie gehen: Nach einer Standardsituation in eigenen Strafraum kam der Ball links hinaus, Ede startete und gab mit der Hand ein präzises Zeichen, wie er den Paß scharf entlang der Linie (vertikalst!) in die Beine wollte, wo er auch genau hinkam - in vollem Lauf sah der junge Mann weit rechts Gilberto nachkommen, und spielte an drei Gelben vorbei eine so großartige Querbanane, daß das Tor nur durch großes technisches Ungeschick zu verhindern gewesen wäre. Gilberto verwertete, er war überhaupt gestern eine Figur, an der sich die Mannschaft orientieren konnte. Das Chaos danach, der bald folgende Anschlußtreffer aufgrund zweier Blödheiten von van Burik und Fiedler, der Sturmlauf von Dortmund, der sich im Lauf der zweiten Halbzeit allmählich verlief, das ist eine eigene Geschichte. Einige Ballverluste vor allem von Dejagah waren schmerzhaft bis ins Mark, und die vielen nicht konsequent zu Ende gespielten Konter taten auch weh. Trotzdem würde mich dieses Experiment mit der Mannschaft post Bastürk (der ohnehin kaum zu halten sein wird) noch ein wenig interessieren: links zeichnet sich mit Gilberto und Ede eine Möglichkeit ab, die mittelfristig für Fathi ein Problem darstellen könnte. Dejagah würde ich gern noch ein paar Mal sehen, und Chahed hat gestern wieder tolle offensive Andeutungen gemacht. Dortmund hatte ja auch nicht unbedingt eine Seniorentruppe auf dem Platz, das Duell der jugendlichen Mittelmächte ging gestern verdient an die Hertha.

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